Zu den beim Bo'ao-Forum 2014 diskutierten Themen gehören die Umgestaltung der Infrastruktur Asiens, die Entwicklung der Kommunikation und Medien, Methoden zur Finanzierung von Kleinunternehmen sowie allgemeine Regulierungs- bzw. Deregulierungsvorschriften. Weiterhin diskutiert werden die asiatischen Konsummärkte und ihre Effekte auf die globalen Versorgungsketten sowie die Verbindung zwischen regionalen Wirtschaftsverbänden (von denen das Bo'ao-Forum selbst eines ist) und globalen, multilateralen Organisationen wie der WTO.
Die obengenannten Themen passen sehr schön zum Rahmenwerk der Reformen, die der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang letzten Monat beim Nationalen Volkskongress vorgestellt hatte. Li wird nun die Chance haben, Chinas Vorhaben mit den Reformerfahrungen anderer Nationen zu vergleichen – und auch anderen Ländern, die bei den Wirtschaftsreformen noch hinterherhinken, einige Tipps geben können.
Ein weiteres wichtiges Element des Forums ist die Einbeziehung von Nachwuchsführungskräften – Angehörigen der jüngeren Generation, die bereits ein besonderes Talent für die Übernahme von Führungsaufgaben gezeigt haben. Die jungen Talente können dank ihrer Teilnahme am Forum die Ansichten und Ideen erfahrener Politiker kennenlernen. Für chinesische Politiker bietet sich dabei die Chance, die aufstrebenden Führungspersönlichkeiten anderer asiatischer Länder kennenzulernen, mit denen sie es in der Zukunft wohl öfter zu tun haben werden.
China kann in Bo'ao seine eigenen Zukunftsprojekte vorstellen, wie zum Beispiel ein Netzwerk spezialisierter Wirtschaftszonen, die Testzonen für ideenreichere Wirtschaftsreformen werden sollen. Eine dieser Zonen ist die "International Medical Travel Zone" in der "Green Health City" von Lecheng, das nicht weit von Bo’ao entfernt liegt.
Darüber hinaus wird China die Rolle Hongkongs als internationales Finanzzentrum präsentieren – einer Position, die die Stadt auch in Zukunft ausüben soll. Dabei wird bei einer Sitzung die Rolle Hongkongs bei der Internationalisierung des chinesischen Yuan im Vordergrund stehen. Durch die hohe Bedeutung, die Honkong bei der Etablierung des Yuan als einer Weltreservewährung zugemessen wird, will China auch zeigen, dass die Bedeutung Hongkongs – nach der Rückgabe der ehemaligen britischen Kolonie an China – nicht schwinden wird.
Der Sitz des Bo'ao-Forums – das auf der schönen Inselprovinz Hainan stattfindet, aber von Beijing aus gemanagt wird – deutet an, dass China die Kontrolle über die Entwicklung dieses Forums behalten und sich selbst die Position in der panasiatischen Wirtschaft sichern will. Dabei will das Land aber nicht zum dominierenden Hegemon werden, sondern einfach nur die Verantwortung annehmen, die ihm als führender regionaler Wirtschaftsmacht des 21. Jahrhunderts sowieso zukommen.
China versucht nicht, den Nachbarländern seine Agenda aufzuzwingen – alle diese Länder haben unterschiedliche Ausgangspunkte, was ihre Entwicklung anbelangt. Stattdessen will China seine eigenen Ansichten und Vorschläge präsentieren, um auf dieser Grundlage dann gemeinsam mit seinen Partnern und Nachbarn nach Lösungen zu suchen, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. Die gesamte Region soll von Rückständigkeit und Armut befreit werden und so in die Lage versetzt werden, einen Beitrag für den Wohlstand Asiens und der ganzen Welt leisten zu können – dies ist die Vision Chinas, die auf dem Bo'ao-Forum diskutiert werden soll.