Indien will massiv in die Modernisierung seines Bahnnetzes investieren. Im Rennen um die lukrativen Aufträge sind auch Firmen aus China. Die größte Konkurrenz droht aus Japan und Europa.
Ähnlich wie die chinesische Regierung setzt auch Indiens neuer Premier Narendra Modi auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes, um die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes voranzutreiben. Im Rennen um den Bau von fünf Hochgeschwindigkeitslinien sollen sich auch Unternehmen aus China beteiligen. Angeblich sind sowohl die CSR Corporation als auch die CNR Corporation – Chinas größte Eisenbahnhersteller – an diesen Projekten interessiert. Als lokaler Kooperationspartner ist Tata Projects im Gespräch, eine der am schnellsten wachsenden indischen Bauunternehmen. Tata Projects kann die Bahnprojekte nicht in Eigenregie durchführen, weil ihr die dazu notwendige Technologie fehlt.
Weder die CSR Corporation noch die CNR Corporation haben sich bisher jedoch offiziell zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Tata Projects geäußert. Endgültige Klarheit wird wohl erst die öffentliche Ausschreibung schaffen, die in Kürze beginnen wird.
Einen leichten Vorteil dürfte die CSR Corporation haben, da sie zusammen mit Tata Projects bereits ein Bahnprojekt in Navi Mumbai realisiert hat. „Wir verwenden gerne chinesische Technologie und Produkte, weil sie nachweislich verlässlich und verhältnismäßig günstig sind“, bestätigt Vinayak Deshpande, der Geschäftsführer von Tata Projects.
Deshpande ist überzeugt, dass der von Modi angekündigte Ausbau des Eisenbahnnetzes auch Unternehmen aus China neue Chancen eröffnet. Nicht zuletzt, weil das Hochgeschwindigkeits-Projekt bereits in fünf Jahren abgeschloßen sein soll.
Die größte Konkurrenz scheint den chinesischen Eisenbahnunternehmen aus Japan und Europa zu drohen. Während seines Staatsbesuchs in Japan in dieser Woche hat Modi die japanische Wirtschaft offiziell eingeladen, sich am Infrastrukturaufbau in Indien zu beteiligen. Als konkrete Projekte nannte er unter anderem auch den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn. Deshpande geht jedoch davon aus, dass die chinesischen Anbieter mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrer kostengünstigen Technologie einen Vorteil gegenüber ihren japanischen und europäischen Konkurrenten haben.
Ein weiterer Wettbewerbsvorteil könnte laut Feng Hao von der Nationalen Kommission für Reform und Entwicklung Chinas geografische Nähe zu Indien und Südostasien sein. Feng weist darauf hin, dass die indische Regierung großes Interesse an der Errichtung eines Wirtschaftskorridors über Bangladesch und Myanmar nach China hat.
Das indische Eisenbahnnetz gehört zu den längsten weltweit. Allerdings gibt es in Indien derzeit noch keine Strecken, auf denen mit einer Geschwindigkeit von über 200 km/h gefahren werden kann.
Tata Projects verfügt nicht nur im Bahnbau über Erfahrung mit Unternehmen aus China. Auch beim Bau einer Stahlfabrik im Osten Indiens hat die Firma bereits mit Partnern aus dem Reich der Mitte zusammengearbeitet.