Der Konsum von Haifischflossen in China geht zurück. Eine von Promis unterstützte Aufklärungskampagne und die Vorbildfunktion der Regierung haben zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der ehemals exorbitant teuren „Delikatesse“ geführt.
Ein weitläufiger Mark in Guangzhou: Einst der beste und meistbesuchte Ort der Stadt um Haifischflossen zu kaufen, Chinas teurste Delikatesse überhaupt. Jetzt ist er praktisch ausgestorben, Totengräberstimmung herrscht in den Gängen.
Derweilen isst ein Marktstandbetreiber im Shanhaicheng Zenter ruhig seine Mittagsverpflegung hinter der Theke. Um ihn herum mürrisch dreinschauende Arbeitskollegen und große weiße Säcke, vollgestopft mit unverkauftem Lagerbestand. Der Wert: tausende von Dollars.
Am nächsten Stand fummelt eine Frau an ihrem Smartphone herum. Unberührt liegen hinter ihr Plastiksäcke, gefüllt mit getrockneten gelben Flossen.
Draußen, auf den engen Straßen der Provinzhauptstadt von Guangdong, laufen die Geschäfte, die Kunden und Verkäufer von anderen Waren sind allesamt beschäftigt.
„Ich esse keine Haifischflosse“, sagt eine 23jährige Einkäuferin mit Name Ling, eingeklemmt zwischen getrockneten farbigen Seesternen und ausgebreiteten Judasohren-Pilzen. „Es ist grausam und gefühllos, und ich finde es ist zu teuer.“
Bei einem Preis von 1600 Yuan (knapp 200 Euro) pro Schüssel war die Haifischflossensuppe lange das teuerste Gericht im ganzen Land. Berühmt war sie für ihre angeblich heilenden Kräfte ebenso wie für ihre Verbindung mit Reichtum und Macht.
Doch der Appetit ist vielen Restaurantbesuchern vergangen. Die Behörden haben das Gericht von der Speisekarte bei offiziellen Banketten genommen. Und eine nationale Anti-Haifischflossen-Kampagne mit Stars wie Yao Ming, dem ehemaligen Basketballstar, scheint ebenfalls ihre Wirkung zu zeigen.
2012 hat die Zentralregierung angekündigt, Haifischflossen, Vogelnester und andere Produkte von Wildtieren bei offiziellen Anlässen nicht mehr zu servieren. Damit wollte die Regierung einen Präzedenzfall schaffen, um vom Aussterben bedrohte Spezies zu schützen.
China ist einer der Top-Konsumenten von Haifischflosson, berichtet die Nichtregierungsorganisation WildAid.
WildAid steht hinter der Aufklärungskampagne mit Stars, die Konsumenten auf das Problem aufmerksam machen. „When the buying stops, the killing can too.“ „Wenn das Kaufen aufhört, stoppt auch das Töten“, so der Slogan der Kampagne.
Seither ist die Nachfrage drastisch zurückgegangen, sagt die NGO. Der größte Einfluss sei in Guangzhou spürbar, dem Herz der nationalen Haifischflossen-Industrie.
Eine in diesem Monat veröffentlichte Umfrage der WildAid zeigt einen Preiszerfall von 57 Prozent im Einzelhandel und 47 Prozent im Großhandelsgeschäft.
Ein Kilogramm Haifischflosse, das früher zu einem Preis von über 2800 Yuan (340 Euro) den Besitzer gewechselt hat, wird heute in Guangzhous Markt für Fische und Meeresfrüchte für 1200 Yuan (145 Euro) oder gar weniger verkauft. Auch in Hongkong, einem weiteren Hauptumschlagsort für Haifischflossen, sind die Import-Export-Volumen eingestürzt.