Aus Angst vor der Antikorruptionskampagne in ihrer Heimat bringen immer mehr reiche Chinesen ihr Geld im Ausland in Sicherheit. Ihre bevorzugte Anlage sind Immobilien in Australien. Die australische Baubranche rechnet mit Rekordumsätzen.
Ebenfalls von diesem Trend profitieren Immobilienberater und Anwälte. Ihre Kunden seien besorgt, dass sie ungerechtfertigt ins Visier der Ermittler geraten könnten, sagen Anlageberater wie David Green-Morgan. Green-Morgan ist bei der Immobilienfirma Jones Lang LaSalle für die weltweite Marktforschung zuständig: „Was wir im Moment sehen, ist, dass es mehr Chinesen gibt, die ihr Geld aus dem Land schaffen möchten, um nicht der Kampagne zum Opfer zu fallen.“
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat vor 18 Monaten eine umfassende Antikorruptionskampagne gestartet, um der grassierenden Korruption endlich Herr zu werden. Xi erachtet die Korruption als größte Bedrohung für das Überleben der Kommunistischen Partei.
Die Kampagne richtet sich vor allem gegen die sogenannten „nackten Beamten“. Damit sind Beamte gemeint, deren Ehefrauen oder Kinder im Ausland leben. „Nackte Beamte“ stehen häufig unter Verdacht, ihre Familienangehörigen zu benutzen, um ihr Vermögen illegal außer Land zu schaffen.
Offiziell darf ein chinesischer Bürger pro Jahr höchstens 50.000 US-Dollar ins Ausland transferieren. Trotzdem verlassen jedes Jahr Unsummen die Volksrepublik – sehr oft über die Sonderverwaltungszone Hongkong.
„Die Richtlinien in China werden zunehmend strikter“, sagt Green-Morgan. „Das hat zu einer Zunahme der Geldmenge geführt, die ins Ausland geschafft werden soll oder vermutlich bereits ins Ausland geschafft wurde.“
Australische Immobilien sind schon lange eine beliebte Anlageoption für Kapital aus China – legales und illegales gleichermaßen. In jüngster Vergangenheit hat der Immobilienkauf durch reiche Chinesen auf dem fünften Kontinent jedoch sprunghaft zugenommen.
Offiziellen australischen Angaben zufolge war China im vergangenen Jahr die Hauptquelle für ausländische Investitionen in den lokalen Immobilienmarkt. Chinesische Bürger haben in Australien für fast 5,6 Milliarden US-Dollar Immobilien erworben. Das entspricht gegenüber 2012 einer Zunahme von 41 Prozent. „Sie sind besorgt. Darum schauen sie sich nach einem sicheren Ort um”, erklärt ein in Sydney tätiger Anwalt, der ausschließlich für chinesische Investoren arbeitet und regelmäßig nach Beijing und Shanghai reist. „Sie sind nicht unbedingt an Gewinnen interessiert. Sie wollen ihre Gelder einfach an einem sicheren Ort parken.“
Im Jahr 2013 haben Chinesen für insgesamt 11,5 Milliarden US-Dollar Immobilien im Ausland gekauft. Experten schätzen, dass diese Zahl in den nächsten zehn Jahren jährlich um bis zu 20 Prozent zunehmen wird. Bei Juwai.com, Chinas größtem Portal für Immobilien im Ausland, rechnet man über die nächsten zwölf Monate allein in Australien mit einer Zunahme der Nachfrage um 15 Prozent.
Auf jeden Fall erfreuen wird dieser Boom die australische Baubranche. Ihr werden für die Jahre 2017 bis 2020 bereits jetzt Rekordumsätze prophezeit.