Die europäische Solarindustrie bereitet erneut eine Anklage gegen chinesische Firmen vor. Da die Ermittlungen dieses Mal wohl umfangreicher ausfallen werden, dürften die Folgen für die chinesischen Fotovoltaik-Hersteller schlimmer als bei den Anti-Dumping-Maßnahmen sein.
„Nach unserem momentanen Wissensstand hat die Fotovoltaik-Industrie der EU noch keinen offiziellen Antrag auf eine Anti-Umgehungs-Ermittlung eingereicht. Sie ist gerade dabei, diese Daten vorzubereiten”, sagt ein Eingeweihter der China Chamber of Commerce for Import and Export of Machinery and Electronics Products (CCCME). Worum geht es? Die europäischen Fotovoltaik-Hersteller werfen den chinesischen Solarfirmen vor, die hohen Zölle der EU durch den Export via Drittländer zu umgehen.
Bei der Anti-Umgehungs-Ermittlung handelt es sich vereinfacht gesagt, um eine Ausweitung der Anti-Dumping-Maßnahmen. Kenner der Szene vergleichen den Fall mit den doppelten Sanktionen der USA gegen Solarprodukte aus China vor kurzem.
Im Juli letzten Jahres haben sich Vertreter der chinesischen Solarindustrie mit der Europäischen Kommission über die Preise der nach Europa exportierten Fotovoltaik-Produkte geeinigt. Demnach darf der Mindestpreis nicht niedriger als 0,56 Euro pro Watt sein. Und das jährliche Exportvolumen darf 7 Gigawatt nicht übersteigen.
In der ersten Hälfte dieses Jahres reichte die EUProSun bei der Europäischen Kommission Klage gegen die chinesische Solarindustrie ein. In ihrer über eintausend Seiten langen Anklageschrift wirft EUProSun vielen chinesischen Solarfirmen vor, ihre Produkte unter den vereinbarten Mindestpreisen anzubieten.
„Falls die Anti-Umgehungs-Ermittlungen offiziell genehmigt werden, haben die chinesische Regierung und Unternehmen wieder ein großes Problem”, meint ein Vertreter der chinesischen Solarindustrie. „Wie groß der Einfluss dieser Ermittlungen sein wird, können wir derzeit noch nicht beurteilen.“
Nach Angaben der CCCME ging der Anteil der chinesischen Solarindustrie am EU-Markt von 70 Prozent im Jahr 2012 auf rund 30 Prozent im Jahr 2013 zurück.