Von 1,3 Milliarden Chinesen hat dieser Mann die Ebola-Seuche am nächsten miterlebt. Cao Guang, Experte für Allgemeine Chirurgie, erzählt von seiner Erfahrung und seinem Gefühl als verdächtiger Patient.
Cao Guang, Experte für Allgemeine Chirurgie
Afrika, ein Kontinent voller Magie und Möglichkeiten. Doch hinter der romantischen Vorstellung verstecken sich auch unvorstellbare Gefahren, die Menschenleben fordern können. Der Ebola-Virus zum Beispiel.
Als ich in den letzten Tagen Berichte über die Ebola-Epidemie in Westafrika las, erinnerte ich mich oft an die Tage, an denen ich direkt mit der Seuche konfrontiert war und daher in Quarantäne leben musste.
Conakry, Guinea, den 24. März. Ich zog wie immer den weißen Kittel an und begann meine Arbeit im China-Guinea Freundschaftskrankenhaus, wo ich während gut einem Jahr gearbeitet hatte. Alles schien in Ordnung zu sein, die Arbeit verlief anstrengend aber reibungslos. Als ich nach einer Operation aus dem OP kam, las ich eine Meldung der Regierung. Seitdem wurde alles anders.
Die Wörter in der Meldung, die mir ins Auge sprangen, waren „Ebola“, „Ausbruch“ und „hämorrhagisches Fieber“.
Ich erinnerte mich sogleich an einen 35-jährigen Patienten, der an Leibschmerzen, Bluterbrechen, Fieber und Schwächegefühl litt. Am Ende konnte er nicht gerettet werden. Wurde er vom Ebola-Virus infiziert? Zweifel kamen auf. Mittlerweile sagten mir zwei örtliche Ärzte, dass sie sich nicht wohl fühlten und keinen Appetit zum Essen hätten. Ich wurde von einer bangen Ahnung ergriffen.
Alle drei Kollegen von mir wurden danach als Ebola-Infizierte bestätigt. Die Todesrate sollte 90 Prozent sein. Ich wurde unter Quarantäne gestellt.
Als Chirurg, der zahlreiche Todesfälle gesehen hatte, wurde ich jetzt empfindlich auf alle feinen Veränderungen in meinem Körper. Während der Quarantäne veränderten sich auch meine Gewohnheiten im Allgemeinen: ich trank viel mehr Wasser als früher; ich nahm regelmäßig Vitamin-Tabletten, um hautnah miterlebt hat Immunität zu verstärken; ich durfte keine Gruppenaktivitäten mitmachen; …
Aber ich war nicht ganz allein. Die Kollegen im Krankenhaus brachten mir jeden Tag leckeres Essen. Ich erhielt auch Anteilnahme aus Beijing. Besonders die Unterstützung meiner Familie hat mich im Kampf gegen die Seuche stärker gemacht. Meine Eltern fragten jeden Tag nach meiner Körpertemperatur. Und ich erhielt großen Trost von meiner Frau und meinem 10-jährigen Sohn. Die waren zwar örtlich weit weg von mir in China, aber ich fühlte, dass sie immer bei mir waren.
Am 14. April ging meine Quarantäne zu Ende. Während den 21 Tagen in totaler Einsamkeit habe ich mich gefürchtet, wurde aber auch von großer Liebe bewegt. Wie schön und merkwürdig das Leben sein kann, das habe ich erst jetzt gemerkt.