Am Dienstag trat das Freihandelsabkommen China-Schweiz in Kraft. Doch damit nicht genug. Schon bald soll die Schweiz auch zu einem Yuan-Handelszentrum in Europa werden. Konkurrenz droht ihr aus Frankreich und Luxemburg.
Vertreter der Schweizer Banken und der chinesischen Zentralbank haben sich am Wochenende erstmals zu Gesprächen über die Errichtung eines Yuan-Handelszentrums in der Schweiz getroffen. Um mit den europäischen Finanzplätzen London und Frankfurt am Main auch in Zukunft konkurrieren zu können, ist die Schweiz stark daran interessiert, zu einer internationalen Drehscheibe für die chinesische Landeswährung – den Renminbi – zu werden. Langfristiges Ziel der Alpenrepublik ist es, sich als europäischer Marktführer für Transaktionen mit chinesischen Unternehmen und der chinesischen Währung zu etablieren.
Am Samstag fanden die ersten Gespräche über die Errichtung eines Renminbi-Hubs in der Schweiz statt. Am ersten „Chinese-Swiss Financial Round Table“ nahmen neben Finanzministerin Eveline Widmer-Schlupf auch Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Patrick Odier, der Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBGv), sowie Vertreter einiger Schweizer Großbanken teil. Die chinesische Delegation wurde von Zhou Xiaochuan, dem Präsidenten der chinesischen Zentralbank, angeführt.
„Die Schweizer Banken befürworten ein Währungsabkommen zwischen der Schweizerischen Nationalbank und der chinesischen Zentralbank, und damit auch ein Clearing durch eine chinesische Bank mit Sitz in der Schweiz“, heißt es in einer Stellungsnahme der Schweizerischen Bankiervereinigung, die unmittelbar nach der Gesprächsrunde veröffentlicht wurde. Dadurch würden „die Transaktionskosten gesenkt und die Position der Schweiz als europäischer Hub für chinesische Unternehmen und Renminbi-Geschäfte gestärkt“.
Ein genauer Zeitplan für die Errichtung eines Yuan-Handelszentrums in der Schweiz steht allerdings noch nicht fest. Die Schweizerische Bankiervereinigung und die China Banking Association unterzeichneten jedoch eine Absichtserklärung. Diese gelte als Zeichen dafür, so die SBGv weiter, dass beide Seiten den eingeschlagenen Weg weiter fortschreiten wollen.
Chen Yuannian, der Generalsekretär der China Banking Association, lobte die Zunahme der Renminbi-Geschäfte im Finanzplatz Schweiz. Von dieser Entwicklung würden nicht nur Schweizer Unternehmen profitieren, sondern auch die Internationalisierung des Renminbi.
Die Schweiz ist allerdings nicht das einzige europäische Land, das zum Renminbi-Hub werden möchte. Wie die chinesische Zentralbank am Sonntag bekannt gab, sollen auch in Paris und Luxemburg Zentren für die Abwicklung von Renminbi-Geschäften errichtet werden. Das erste Yuan-Handelszentrum in Europa wurde bereits am 18. Juni in London in Betrieb genommen. Den Zuschlag für die Abwicklung der Yuan-Geschäfte in der britischen Hauptstadt erhielt die China Construction Bank, eine der vier größten Staatsbanken Chinas.
Nach wie vor der wichtigste auswärtige Umschlagsplatz für den Renminbi ist die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong, gefolgt von Singapur. Ein Yuan-Handelszentrum in Frankfurt am Main befindet sich im Aufbau.
In der Hoffnung, dass der chinesische Renminbi eines Tages neben dem US-Dollar und dem Euro als eine der Reservewährungen der Welt gehandelt wird, hat die chinesische Zentralbank seit 2009 bereits mit 23 ausländischen Notenbanken Clearing-Abkommen ausgehandelt.
Laut einem Bericht der renommierten Beijinger Renmin-Universität vom März wird der Yuan das britische Pfund und den japanischen Yuan als Währung im internationalen Handel und bei globalen Investitionen schon innerhalb der nächsten drei Jahre überholen. Zwischen 2030 und 2040 soll der Yuan schließlich neben dem Dollar und dem Euro zu den drei Leitwährungen im internationalen Zahlungsverkehr gehören.