In der Nähe von Liulichang in der Innenstadt von Beijing hat sich eine kleine Gruppe versammelt. Sie stehen um Blumenkästen herum. Mit einem Klumpen Dreck in der einen Hand zeigt Jonas Nakonz, wie er Samenbomben macht.
„Ich bin Spezialist für Agrarkultur und Landwirtschaft in Städten. Ich prüfe die Eignung der Flächen für die Landwirtschaft, beispielsweise, ob sich eine Fläche außerhalb der Stadt für Bio-Bauernhöfe eignet. In der Stadt entwickeln wir zum Beispiel Gärten auf Dächern. Wir beginnen mit dem Aufbau von kommerziell genutzter Dach-Landwirtschaft."
Was Nakonz macht, ist Teil einer Bewegung, die aus Nordamerika und Europa nun auch Beijing erreicht hat. Urbaner Gartenbau oder auch städtische Landwirtschaft ist eine nachhaltige Lebensweise, die den Anbau, die Verarbeitung und Verteilung von Lebensmitteln in der Stadt und in der Nähe unterstützt.
Mit dem Anbau von Blumen und Gemüse in den engen Gassen und auf den Dächern haben Nakonz und seine Kollegen begonnen, Beijing in einen umweltfreundlicheren Ort umzugestalten.
Annie Dillon hat urbane Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten studiert. Vor drei Wochen erst kam sie nach Beijing.
„Ich interessiere mich nun schon seit einigen Jahren für urbane Landwirtschaft. In der Universität habe ich einen Kurs gewählt, um zu berechnen, wie man Fläche in Städten wiederbeleben und wieder fruchtbar machen kann. Wir nutzten hierbei Samenbomben."
Nakonz und auch Dillon arbeiten bei We Impact – ein soziales Unternehmen, dessen Ziel es ist, nachhaltige Lebensstile zu entwickeln und bekannt zu machen.
Nakonz, der aus der Schweiz kommt, findet, städtischer Gartenbau sei ein einfache Tätigkeit, der jeder nachgehen könne.
„Gartenbau benötigt ein wenig Platz und ein bisschen Sonne. Man kann Pflanzen in der Wohnung wachsen lassen, auf dem Fensterbrett. Aber, je mehr Platz, umso spannender wird es, wie zum Beispiel auf dem Dach. Einige wichtige Überlegungen könnte der Lagerplatz sein, und wie Sie Wasser dort hinbekommen. Und Schatten im Sommer für die jungen Pflanzen. Ich würde versuchen, Saisonfrüchte zu pflanzen."
Beijing würde auch einige Herausforderungen an sein Hobby stellen.
„Ich denke, die größte Herausforderung in Beijing ist nicht die Größe der die Bevölkerung. Beijing hat ein raues Klima mit einem sehr kalten Winter und sehr heißem Sommer. Technisch haben wir es hier somit schwerer, als in Regionen mit moderaten Temperaturen."
Obwohl Beijings Einwohner vom urbanen Gartenbau begeistert sind, wünscht dich Nakonz noch mehr Mitstreiter, die sich dieser Aktion verpflichten.
„Gartenbau ist etwas, das jede Woche ein wenig Zeit in Anspruch nimmt. Ich weiß nicht, ob Leute wirklich die Ausdauer haben, sich von der Aussaat bis zur Frucht um eine Pflanze zu kümmern. Aber ich denke, einige haben diese Geduld."
Und so hat Nakonz auch die Hoffnung, dass Urban Gardening noch bekannt wird. Den Beweis, sagt er, habe er schon rund um die Stadt gesehen.
„Die Leute, die in den Hutongs leben, haben das schon seit Generationen gemacht und man sieht das auch immer noch, wenn man sich umschaut. Das ist ziemlich eindrucksvoll. Aber städtische Landwirtschaft als moderner Lebensstil befindet sich noch in den Kinderschuhen."
Übersetzt von: Sebastian Kröger