Wörter und Bezeichnungen wie PM 2,5, VIP und WIFI sind heutzutage in alltäglichen Gesprächen in China häufig zu hören. Drei Jahrzehnte nach Beginn der Reform- und Öffnungspolitik, also nach mehr als drei Dekaden der Verbesserung und der Entwicklung im Land, hat sich eine wachsende Anzahl von Fremdwörtern und fremdsprachlichen Akronymen in die Sprache eingeschlichen. Dies hat eine heftige Debatte unter den Bürgern über die linguistische Reinheit der chinesischen Sprache ausgelöst.
Die jüngste Diskussionsrunde wurde durch einen Leitartikel in der chinesischen Tageszeitung "Renmin Ribao" eingeleitet, in dem die negativen Einflüsse von Fremdwörtern auf die Reinheit der chinesischen Sprache herausgestellt wurden.
Lik Suen, einer Professorin für moderne chinesische Sprache an der Universität London zufolge gibt es zwei Ursachen für die zunehmende Anzahl an Fremdwörtern in China.
"Jedes Fremdwort hat eine neue Bedeutung, die im alten chinesischen Lexikon nicht zu finden ist. Deshalb hat man sie direkt von anderen Sprachen übernommen; sowohl die Bezeichnung, als auch ihre Bedeutung. Akronyme sind Abkürzungen von Wörtern, die eigentlich sehr lang sind. Ein gutes Beispiel ist die NBA. Fast jeder schaut die NBA, aber die wenigsten wissen wofür der Ausdruck steht."
Xinhua Daily, einer anderen chinesischen Tageszeitung zufolge hat die Einführung von Fremdwörtern nicht nur die chinesische Sprache selbst angereichert, sondern auch den Kontakt der Chinesen mit der Außenwelt gefördert. Die Professorin der Universität London erklärt, dass die Absorption von Fremdwörtern ein wichtiger Teil bei der Entwicklung von Sprache sei.
"Die Sprache ist offen und saugt immer etwas Neues auf. In den vergangenen 1500 Jahren sind Wörter aus rund 300 unterschiedlichen Sprachen in die englische Sprache einflossen. Und die Bereicherung der Sprache geht immer weiter. Wie wir wissen, wird das deutsche Wort Kindergarten auch in der englischen Sprache genutzt."
Die Volkszeitung "Renmin Ribao" jedoch fordert eine Beschränkung der Nutzung von Fremdwörtern, besonders von Regierungsbeamten. Dazu sagt Victor Mair, Professor der Universität von Pennsylvania, dass er die Verpflichtung der Regierung zum Schutz der Amtssprache verstehe. Er betont jedoch, die Probleme der Durchführung.
"Sie können Beamte anweisen, statt Fremdwörtern entsprechende chinesische Wörter zu verwenden. Aber selbst für Beamte ist dies manchmal unmöglich. Bezeichnungen wie IPO oder WTO werden weltweit verwendet. Wenn Chinesen solche Bezeichnungen anders ausdrückten, könnten sie nicht mit anderen Leuten kommunizieren, weil diese Bezeichnungen international anerkannt sind."
Doch sind nicht nur englische Wörter in die chinesische Sprache eingeführt worden. Viele chinesische Fremdwörter werden auch in englischsprachigen Ländern immer populärer. Gute Beispiele dafür sind "long time no see" und "people mountain, people sea."
Professorin Lik Suen von der Universität London weist darauf hin, dass die sprachliche Integration mit der Entwicklung der sozialen Medien immer unvermeidbarer wird.
"Niemand kann die sozialen Medien kontrollieren. Jeder möchte cool und auffällig sein. Dafür mischen die Leute ihre Umgangssprache mit Fremdwörtern, um sie anders zu machen. Diese Tendenz können wir nicht aufhalten."