Shoppen während das E-Auto aufgeladen wird – dieser Traum wird in Beijing bald wahr. Möglich wird er durch ein Abkommen zwischen US-Autobauer Tesla und der Immobilienfirma China Yintai. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
Der amerikanische Fahrzeughersteller Tesla Motors und die Immobilienfirma China Yintai Holdings Limited haben am Mittwoch ein Kooperationsabkommen abgeschlossen. Das Abkommen erlaubt es Tesla, die erste Ladestation für seine Elektrofahrzeuge in Beijing am Firmensitz von Yintai im Hauptgeschäftsviertel zu eröffnen. Die Benutzung der Ladestation für Inhaber eines Tesla-Autos ist kostenlos. Die Fahrzeuginhaber können während dem Aufladeprozess auch Shoppen gehen.
In einer ersten Phase wird die China Yintai Holdings Limited ihrem amerikanischen Partner an ihren Firmensitzen in Beijing und Hangzhou 40 Aufladeplätze zur Verfügung stellen. In einer zweiten Phase soll das Angebot dann auf mindestens 30 weitere Städte in China ausgeweitet werden, in denen Yintai über Niederlassungen verfügt.
„Tesla hat in China eine rasante Entwicklung hinter sich, und die Aufladeinfrastruktur für seine Elektroautos sind voll auf Kurs“, sagt Tesla-Vizepräsident Wu Bixuan. „Durch die Partnerschaft mit dem Projektentwickler Yintai kann Tesla die Erweiterung seiner Aufladestationen in ganz China beschleunigen.“
Ende April hat Tesla die erste Serie seines „Model S“ in China auf den Markt gebracht. Seither ist der Fahrzeugbauer aus dem kalifornischen Palo Alto auf der Suche nach Möglichkeiten, um sein Tankstellennetz auszubauen. In Shanghai stehen bereits zwei seiner sogenannten „Super Stromtankstellen“, an denen die Kunden ihre Fahrzeuge rund um die Uhr aufladen können. Eine weitere Tankstelle in Wangjing, im Nordosten Beijings, soll bald in Betrieb gehen. Die Tankstellen von Tesla werden entweder aus dem Stromnetz oder durch Solarenergie gespiesen.
Weitere Aufladestationen sollen folgen. Tesla-Gründer und CEO Elon Musk ist vor allem an Partnerschaften mit Energieunternehmen wie der staatlichen State Grid Corporation of China interessiert. Wo möglich soll auf Solarenergie zurückgegriffen werden. „Die Aufladestationen können auch ohne Elektrizitätswerk betrieben werden“, erklärt Musk. „Solarkollektoren kommen ohne Elektrizität aus. Unser Hauptziel ist sicherzustellen, dass die Energie nachhaltig und sauber ist.“
Ob das Tesla-Projekt in China gelingen wird, hängt Experten zufolge in erster Linie von der Verfügbarkeit von Ladestationen ab. „Es ist fast unmöglich, sein Elektroauto immer zu Hause aufzuladen“, sagt der Beijinger Auto-Experte Jia Xinguang. „Öffentliche Ladestationen analog zu den Tankstellen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sind daher der Schlüssel zum Erfolg von Elektroautos.“
Laut Medienberichten fanden im April Gespräche zwischen Tesla und dem chinesischen Erdgas- und Mineralölunternehmen Sinopec statt. Tesla hat offenbar Interesse, das landesweite Tankstellennetz von Sinopec für den Aufbau seines Netzes von Ladestationen zu nutzen. Zu einer Zusammenarbeit ist es bisher allerdings noch nicht gekommen.
Einen Schritt weiter sind die ABB und die Shenzhen BYD Daimler New Technology Company. Der Schweizer Industrie-Riese und der chinesische Batteriehersteller haben im Februar einen Vertrag über sechs Jahre zur Herstellung von Schnellladegeräten abgeschlossen. In einer gemeinsamen Erklärung gaben die beiden Unternehmen als Endziel ihrer Kooperation den Aufbau des weltgrößten Netzes von Ladestationen für Elektromobile an.
Das innovative und benutzerfreundliche Aufladegerät, das auch eine App beinhaltet, mit der der Stand des Aufladeprozesses via Handy kontrolliert werden kann, soll bereits Mitte dieses Jahres auf den Markt kommen. Vertrieben werden die Geräte von den Denza-Vertretungen. Denza – ein Joint Venture der BYD Auto aus Shenzhen und der deutschen Daimler AG – ist auf die Herstellung von Elektroautos der Luxusklasse spezialisiert.
Die erste Denza-Niederlassung in Beijing steht kurz vor ihrer Eröffnung. In Shanghai und Shenzen sind weitere Vertretungen im Bau.