Chinas Bevölkerung wird zunehmend älter. Die Alterspflege hingegen steckt noch in den Kinderschuhen. In Ningbo wurde jetzt die erste Schule des Landes zur Ausbildung von Pflegepersonal für Senioren eröffnet.
Ende 2013 gab es in China gemäß einem Bericht der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften 200 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt waren. 37,5 Millionen dieser Senioren waren nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Und mehr als 100 Millionen von ihnen hatten keine Kinder oder Verwandte, die sich um sie hätten kümmern können.
Diese eindrücklichen Zahlen verdeutlichen den wachsenden Bedarf an Altenpflegern in der Volksrepublik. In der Stadt Ningbo an Chinas prosperierender Ostküste hat man nun auf diesen Trend reagiert und die erste Schule zur Ausbildung von Pflegepersonal für Senioren gegründet. Die Schule ist der Ningboer Fachhochschule für Gesundheitswissenschaften angegliedert und besteht aus fünf Abteilungen, in denen die 450 Studenten den professionellen Umgang mit Senioren lernen: von der Körperpflege über die richtige Ernährung bis hin zur taktvollen Kommunikation. Nach Abschluss ihrer Ausbildung sollen die Studenten in Alters- und Pflegeheimen, Spitälern sowie Gemeindezentren arbeiten.
In Chinas erster Schule für Altenpflege sollen auch Fortbildungskurse für Leute angeboten werden, die bereits in der Altenpflege tätig sind.
Ningbos Vizebürgermeister Wan Yawei ist vom Konzept der Schule und von der Nachfrage nach Pflegepersonal für Senioren in China überzeugt: „Es gibt keinen größeren Markt als diesen. Und es gibt keine dringendere Nachfrage als in diesem Markt.“
Laut Wan gibt es in China derzeit lediglich etwa 100.000 professionelle Altenpfleger – viel zu wenige angesichts der riesigen Zahl der über 60-Jährigen. „Altenpfleger haben lange Arbeitszeiten. Sie brauchen für ihre Schichten sehr viel Energie. Und trotzdem genießen sie kein hohes soziales Ansehen,“ erklärt Jia Rangcheng, der Vizepräsident der neuen Schule für Altenpflege in Ningbo, den Grund für den Mangel an Pflegepersonal in China.
Chen Yunqi, der stellvertretende Vorsitzende der Chinesischen Gerontologischen Gesellschaft, sieht im Fehlen von anerkannten Berufszeugnissen einen weiteren Grund für die Nachwuchsprobleme im Pflegebereich. Und genau hier will Jia Rangcheng ansetzen. Mit einer systematischen Ausbildung, die mit Diplom abgeschlossen werden kann, will er die jungen Leute für den Pflegeberuf begeistern.
Bei Jin Lei ist das nicht mehr nötig. Die Studienanfängerin hat sich aus Überzeugung für den Beruf des Altenpflegers entschieden. Ihre Familie steht voll hinter ihrem Entscheid: „Diese Berufsrichtung ist noch nicht sehr beliebt. Wegen den wenigen Leuten habe ich auch größere Chancen, etwas zu bewirken.“