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Rätselhafte Senioren-Selbstmorde in Anhui

(German.people.cn)
Donnerstag, 29. Mai 2014
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In der Provinz Anhui haben sich gleich mehrere Senioren das Leben genommen. Grund für ihre Selbstmorde soll ein neues Bestattungsgesetz sein. Die Regierung dementiert.

In der Stadt Anqing in der Provinz Anhui sollen sechs ältere Menschen Selbstmord begangen haben, um der Einäscherung zu entgehen. Dies behauptet die Shanghaier Oriental Morning Post. Hintergrund ist ein neues Gesetz, das die Erdbestattung in Anqing ab dem ersten Juni verbietet. Neu müssen alle Toten kremiert werden.

Die Behörden von Anqing verneinen einen direkten Zusammenhang zwischen der Selbstmordserie der Senioren und dem neuen Kremationsgesetz. „Der Zeitungsartikel ist einseitig. Es werden keine wahren Fakten zitiert. Und bei einigen Zitaten handelt es sich nur um Vermutungen des Reporters“, sagt ein Beamter namens Zhang von Anqings Propagandaabteilung.

Auch Yao Xuefei, der in einer Kleinstadt lebt, die zu Anqing gehört, hat von keinen Senioren gehört, die sich wegen der kommenden Bestattungsreform umgebracht haben. Unter den älteren Bewohnern der Region – vor allem unter den 80- oder 90-Jährigen – sei die Abneigung gegen die Einäscherung aber schon sehr groß, gibt der 27-Jährige zu. Den jüngeren Bewohnern sei die Reform des Bestattungsgesetzes leichter gefallen. „Einige der Alten beharren aus tief verwurzeltem Aberglauben auf der Erdbestattung. Es ist noch immer sehr schwierig, sie von neuen Ideen zu überzeugen“, so Yao.

Nach dem Volksglauben muss der Körper eines Verstorbenen einige Tage nach seinem Tod begraben werden. In einigen Dörfern in Anqing ist es vor der Erdbestattung aber noch üblich, den Sarg mit der Leiche für mindestens drei Jahre in einem provisorischen Verschlag auf einem Hügel ruhen zu lassen. Diese Praktik soll den Nachfahren des Verstorbenen Glück bringen.

Yao Xuefei hat drei Angehörige, die über 70 Jahre alt sind. Wie es in den Dörfern in Anqing üblich ist, wurden ihre Särge schon vor mehr als zehn Jahren gezimmert. Nach altem Brauch bestellen die Bewohner dieser Gegend den Schreiner zu sich nach Hause, damit dieser die Maße für den Sarg nehmen kann. Die Fertigstellung des Sargs wird danach zusammen mit den Angehörigen gefeiert.

Die Verwandten von Yao haben ihre Särge in diesem Frühjahr auf Veranlassung der lokalen Funktionäre zerstört. Pro Sarg erhielten sie eine Entschädigung von 1.000 Yuan RMB (120 Euro).

Die chinesische Regierung propagiert die Einäscherung schon seit den 1950er Jahren – in erster Linie wegen dem zunehmenden Landmangel. Im Jahr 2012 wurde fast die Hälfte aller Toten in China kremiert.

Die Regierung von Anqing versuchte bereits 1994 und 2006, die Einäscherung gesetzlich zu verankern. Beide Reformversuche scheiterten jedoch am Widerstand der Bevölkerung.

Grund für die Bevorzugung der Kremation ist nicht nur der Landmangel, sondern auch die Gefahren, die von den herkömmlichen Bestattungsritualen ausgehen. So brach Ende Januar dieses Jahres in einem Waldpark in Anqing ein Feuer aus. Als Ursache für den Waldbrand vermuten die Behörden Papiergeld, das von den Einheimischen als Opfergabe an ihre Verstorbenen verbrannt wird, oder Feuerwerkskörper, mit denen sie ihren Angehörigen gedenken.

Nach dem Brand wurden 20 Anqinger Beamte für ihre Nachlässigkeit bestraft. Die Lokalbevölkerung vermutet, dass der Kremationszwang eine Folge dieses Waldbrandes ist.

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