Kurze Weltraumreisen für Touristen in Planung

CAS Space, ein in Beijing ansässiges Raketenunternehmen im Besitz der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, entwickelt zurzeit eine Reihe von wiederverwendbaren Raketen und Raumfahrzeugen, um zahlende Passagiere auf Kurztrips ins All zu schicken. Dies erklärte der Vorsitzende des Unternehmens.

Yang Yiqiang, leitender Raketenwissenschaftler und Gründer von CAS Space, sagte am Mittwoch in einem Interview, dass, wenn alles nach Plan laufe, die Kombination aus Rakete und Raumschiff nach mindestens 15 Testflügen ausgereift und in der Lage sein werde, jedes Mal bis zu sieben Touristen in eine Höhe von mehr als 100 Kilometern zu befördern, was etwa der zehnfachen Reiseflughöhe eines Verkehrsflugzeugs entspricht.

Dabei werden die Passagiere die Karman-Linie überqueren, die weltweit anerkannte Grenze zwischen der Erdatmosphäre und dem Rand des Weltraums.

Die Reise ins All werde mehrere Minuten dauern, lange genug, um den Passagieren einen herrlichen Blick auf die Sterne und die Erde zu ermöglichen und die Schwerelosigkeit zu erleben, so Yang.

„Mit der rasanten Entwicklung der Weltraumtechnologie ist eine Weltraumreise für normale Menschen keine Fantasie mehr, sondern wird zur Realität. Eine Reise ins All wird Touristen eine ganz neue Erfahrung bieten, die sie noch nie zuvor gemacht haben", erklärte er.

„Unsere Idee ist es, dass sich das Raumschiff nach Erreichen der Karman-Linie von der Rakete trennt und dann durch die Trägheitskraft weiterfliegt. Die Rakete wird wieder in die Atmosphäre eintreten und mit Hilfe ihrer eigenen Triebwerke eine sanfte Landung durchführen, während das Raumschiff mit Hilfe von Fallschirmen zurückkehrt", sagte Yang. Die Landezone werde in einem dünn besiedelten Gebiet im Nordwesten Chinas liegen, ergänzte er.

Nach Yangs Angaben soll die 70 Tonnen schwere Rakete von fünf Triebwerken angetrieben werden. Das Raumfahrzeug soll drei Meter hoch sein, einen Durchmesser von 3,35 Metern haben und über vier große Fenster verfügen. Es wird nach voreingestellten Programmen arbeiten, ohne dass sich ein Pilot oder Kontrolleure im Inneren des Raumfahrzeugs befinden.

Nach Angaben des Wissenschaftlers plant sein Unternehmen den ersten Raketenflug im Jahr 2023, um die Gesamtkonstruktion, die Leistungsfähigkeit der Triebwerke und die Landeausrüstung zu überprüfen.

Sobald das Programm für die Öffentlichkeit zugänglich ist, werde jeder, der bereit ist, etwa 300.000 Dollar für die Reise in den Orbit zu zahlen, zunächst ein Training absolvieren, das aus einer vereinfachten Version der Flugausbildung für chinesische Astronauten besteht, sagte er.

CAS Space unterzeichnete erst kürzlich eine strategische Kooperationsvereinbarung mit CTG Travel, einem großen staatlichen Reisebüro, um gemeinsam den Markt für Weltraumtourismus zu erschließen.

Derzeit bereitet Yangs Team den Jungfernflug des ersten Unternehmensprodukts vor, der Lijian 1 bzw. Powerful Rocket 1, einer Feststoffrakete, die sechs Kleinsatelliten ins All bringen soll.

Die 31 Meter lange Rakete wird nach Angaben der Konstrukteure in der Lage sein, Satelliten mit einem Gewicht von 1,33 Tonnen auf eine sonnensynchrone Umlaufbahn in 700 Kilometer Höhe zu bringen.