Industrieländer erhöhen Druck: Importverbot von russischem Gold hat nur begrenzte Auswirkungen

Das Importverbot für russisches Gold durch die G7-Staaten könnte den Goldpreis weltweit in die Höhe treiben, die Auswirkungen auf den Markt dürften sich jedoch in Grenzen halten, so Experten.

„Aus Russland stammt etwa zehn Prozent der weltweiten Goldproduktion. Daher könnte das Exportverbot für russisches Gold das weltweite Angebot verringern und die Goldpreise stützen. Das Angebot im Jahr 2022 wird nach einem Rückgang im vergangenen Jahr wieder ansteigen, wenn sich die Goldminen erholen und die Goldausbeute steigt", erklärte Zhu Yi, ein leitender Analyst für Metalle und Bergbau beim Markbeobachter Bloomberg Intelligence.

Der Spot-Goldpreis stieg im frühen Montagshandel in New York um 0,38 Prozent auf 1.837,95 US-Dollar pro Unze und erreichte im Laufe des Tages einen Höchststand von 1.840,10 US-Dollar.

Mitgliedsstaaten der G7 sind Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.

Laut einem Bericht von S&P Global Platts produzierte Russland im vergangenen Jahr 333,4 Tonnen Gold und war damit das zweitgrößte Goldabbauland nach China mit einer Goldproduktion von 370 Tonnen.

Vier große Goldproduzenten, die in Russland tätig sind, zählten dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr auch zu den 20 größten Goldproduzenten der Welt.

„Der Goldpreis könnte weiterhin durch globale Wachstumsängste, das zunehmende Risiko einer anhaltenden Korrektur an den Aktienmärkten und die Eskalation des Ukraine-Kriegs gestützt werden", so Zhu.

Die Nachfrage nach Schmuck und industriellen Anwendungen könnte in der zweiten Jahreshälfte aufgrund einer verlangsamten Konjunktur und geringerer Verbraucherausgaben schwächer ausfallen, während die Nachfrage nach Gold als Anlagegut stark bleiben und die Schwäche bei Schmuck und Industrieaufträgen ausgleichen könnte, ergänzte Zhu.

Das G7-Importverbot von russischem Gold dürfte jedoch nur begrenzte Auswirkungen auf den globalen Goldmarkt haben, da die Industrie bereits Maßnahmen ergriffen hat, um die Verwendung des russischen Edelmetalls einzuschränken und das Vorgehen lediglich der Formalisierung früherer Maßnahmen diene, so Experten.

Die London Bullion Market Association, die Standards für den Goldmarkt festlegt, hat bereits im März russische Goldraffinerien von ihrer Liste gestrichen. Laut einem Bloomberg-Bericht vom April ist die russische Goldindustrie aktiv auf der Suche nach neuen Märkten wie China und dem Nahen Osten, da die Sanktionen ihre traditionellen Märkte abwürgen.

Die traditionell wichtigsten Bestimmungsländer für russisches Gold sind laut Observatory of Economic Complexity, einer von der US-amerikanischen Firma Datawheel entwickelten Website zur Datenanalyse, das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Kasachstan, die Türkei und Indien.

Daniel Hynes, Rohstoffstratege bei der Australia & New Zealand Banking Group Ltd, erklärte gegenüber der indischen Mediengruppe The Print, dass das Einfuhrverbot wahrscheinlich keine realen Auswirkungen auf den Goldpreis haben werde, sondern makroökonomische Fragen die Stimmung beeinflussen würden.

„Im Gegensatz zu Rohöl ist die Nachfrage nach Gold nicht starr, und die Quellen für Goldimporte sind breit gefächert. Importeure können zu Spitzenzeiten abwarten und das Edelmetall kaufen, wenn die Preise fallen. Russland kann sich wegen seines Golds auch an andere Länder wenden", erklärte Lin Boqiang, Leiter des Chinesischen Instituts für energiepolitische Studien an der Universität Xiamen in der Provinz Fujian.