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Deutsches Ehepaar widmet Leben hörgeschädigten Kindern in Changsha

(German.people.cn)

Freitag, 11. Juni 2021

  

Es war ein klammer, kühler Tag, als Dorothee Brutzer und ihr Mann Uwe im November 1999 zum ersten Mal in Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, ankamen.

„Ich erinnere mich, dass der Flughafen sehr klein war und ich kaum Kinder auf der Straße sah“, äußert Dorothee, die nun fließend Mandarin mit Changsha-Akzent spricht.

Die deutschen Eheleute, bekannt unter ihren chinesischen Namen Du Xuehui und Wu Zhengrong, hatten gerade einen zweijährigen Chinesischsprachkurs abgeschlossen, als sie die Vereinigung Behinderter Menschen in Hunan besuchten. Dort erfuhren sie von einem Wohlfahrtsprogramm, das von einer deutschen Organisation finanziert wurde und hörgeschädigte Kinder der Provinz mit einer Sprachrehabilitation unterstützte.

Du, eine Grundschullehrerin, und ihr Mann Wu, ein Chemieingenieur, teilten den Wunsch, „etwas Sinnvolles“ zu tun.

Nachdem sie zurück in Deutschland ein professionelles Training erhalten hatten, zogen sie 2002 nach Changsha und planten, als Freiwillige in der Wohlfahrtsorganisation zu arbeiten.

„Damals lebten wir in einem Vorort. In der Umgebung standen einstöckige Häuser, die von Bauern gebaut und an Wanderarbeiter vermietet worden waren. Wir brauchten 15 Minuten bis zur nächsten Busstation“, sagt Wu.

Das Ehepaar lebt nun seit beinahe 20 Jahren in Changsha und hat den Wandel der Stadt über die Zeit miterlebt.

„Wenn wir Kinder sehen, die ursprünglich keinen Zugang zu Sprachrehabilitation hatten und jetzt langsam Fortschritte im Sprechen machen, ist das eine echte Erfüllung. Hier zu bleiben ist daher die richtige Entscheidung für uns “, sagt Wu.

Du erinnert sich, dass es zur Zeit ihrer Ankunft nur ein einziges Lehrerhandbuch für Sonderpädagogik gab, in dem nur 15 Seiten der Sprachrehabilitation von hörgeschädigten Kindern gewidmet waren.

„Aber jetzt gibt es unzählige Bücher zu diesem Thema“, sagt sie und bemerkt, dass die Kinder heutzutage auch über weitaus fortschrittlichere Hörgeräte und sogar künstliche Cochleae verfügen würden.

„Darüber hinaus werden Lehrer nun auch Jahr für Jahr zu staatlich subventionierten Fortbildungen geschickt, um die neuesten Methoden im Rehabilitationstraining zu erlernen.“

Wu zufolge hatte nur ein geringer Prozentsatz der hörgeschädigten Kinder der Provinz in der Vergangenheit Zugang zu Sprachrehabilitationsmaßnahmen. Außerdem hätten die meisten Kinder damals den besten Startzeitpunkt verpasst, weil die Diagnosen häufig zu spät gestellt und erst in einem Alter von ca. fünf Jahren bestätigt worden wären.

Wu meint, China durchlaufe eine rasche Entwicklung und die Behörden würden hörgeschädigten Kindern größere Aufmerksamkeit schenken. Die meisten hörgeschädigten Kinder hätten daher nun Zugang zu den Rehabilitationsmaßnahmen, die sie bräuchten.

„Zum einen haben staatlich finanzierte Projekte und Subventionen zugenommen und decken nun die Ausgaben für Kinder in verarmten Regionen. Zum anderen können Eltern, die jetzt in den Städten leben, die Kosten für ihre Kinder tragen“, erklärt er. „Es wurden große Fortschritte gemacht.“

In den letzten Jahren hat Hunan konzentrierte Anstrengungen unternommen, um Menschen mit Behinderungen zu helfen und das nationale Ziel umzusetzen, dass „nicht eine einzige Person mit Behinderung beim Aufbau einer Gesellschaft von bescheidenem Wohlstand zurückgelassen wird.“

Daten der Vereinigung Behinderter Menschen in Hunan zufolge haben 448.300 anerkannt behinderte Kinder und Erwachsene bis Ende des Jahres 2019 grundlegende Rehabilitationsleistungen erhalten. 76 der 404 Rehabilitationszentren der Provinz bieten Hör- und Sprachrehabilitation an.

Nun, da mehr und mehr hörgeschädigte Kinder Zugang zu Rehabilitationstrainings haben, hat Du begonnen mit der Wohlfahrtsorganisation International China Concern zu arbeiten. Diese wurde 1993 gegründet, um zurückgelassene behinderte Kinder zu versorgen, sowie finanzielle Förderung und Sprachrehabilitationstraining für Kinder mit Behinderungen wie Infantiler Cerebralparese und Autismus anzubieten.

Im Jahr 2011 hat Wu in Changsha eine Bäckerei eröffnet, die hörgeschädigte Menschen einstellt und ihnen kostenlos das Brotbacken beibringt. Das Paar hatte zuvor festgestellt, dass hörgeschädigte Kinder große Schwierigkeiten haben, sichere Arbeitsplätze zu finden, wenn sie erwachsen werden.

„In meiner Heimatstadt ist Brot ein Grundnahrungsmittel, das sehr einfach herzustellen ist. Man muss dabei nicht sprechen, daher ist es ein passender Job für hörgeschädigte Menschen“, sagt Wu.

Sechs von zehn Angestellten und ein Lehrling sind hörgeschädigt. Wus Bäckerei hat bereits mehr als 20 Lehrlinge ausgebildet. Einige davon sind selbst Bäcker in bekannten Restaurants und Sternehotels geworden und verdienen sich nun ihren eigenen Lebensunterhalt und Selbstachtung.

„Eine sichere Anstellung mit einem festen Gehalt ist sehr wichtig“, meint Wu. Hörgeschädigte Menschen, die über keine beruflichen Kompetenzen wie Brotherstellung oder Maschineninstandhaltung verfügen, würden dazu neigen, ihre Arbeitsstellen sehr häufig zu wechseln. Die Arbeitgeber würden sich darüber hinaus auch nicht die Mühe machen, ihre Mitarbeiter zu binden, weil leicht ein Ersatz zu finden sei.

Wu hofft, dass er auch in Zukunft in Changsha bleiben und die Bäckerei so lange wie möglich erhalten kann, sodass mehr hörgeschädigte Menschen die Gelegenheit haben, die Brotherstellung zu erlernen und von ihren eigenen Kenntnissen zu leben. 

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