Demografen schlagen weitere Reform der chinesischen Familienpolitik vor

Chinesische Bevölkerungsexperten prognostizieren, dass die Zahl der Geburten in China während des Zeitraums des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) unter zehn Millionen pro Jahr fallen könnte, und schlugen vor, dass China seine Familienplanungspolitik so bald wie möglich lockern sollte, auch wenn die Zentralregierung noch keine spezifischen Daten aus der siebten Volkszählung veröffentlicht hat. China hat die siebte nationale Volkszählung im November 2020 begonnen. Die Ergebnisse hätten ursprünglich bereits Anfang April vorliegen sollen, wurden jedoch noch nicht veröffentlicht, was Spekulationen in der Öffentlichkeit auslöste. Während sich die Veröffentlichung der Daten verzögert, suchen Demografen weiterhin nach Lösungen für den erwarteten Rückgang der Geburtenrate.

In einem Interview mit yicai.com sagte Dong Yuzheng, Direktor des Guangdonger Instituts für Bevölkerungsentwicklung, dass die jährliche Zahl der Geburten ohne eine Anpassung der Familienpolitik dem aktuellen Trend zufolge wahrscheinlich in den nächsten Jahren unter die 10-Millionen-Marke fallen wird. „Es geht um die Bereitschaft der Menschen, jetzt Kinder zu haben. Einige Menschen haben Bedenken, Kinder zu haben, andere wollen keine Kinder. Das gesamte Familienkonzept hat sich erheblich geändert“, sagte Dong. Die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter nehme ab, was bedeute, dass weniger Menschen potenzielle Mütter sein können. Da das Heiratsalter zunehmend steigt, wird die tatsächliche Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter jährlich noch weiter sinken.“ Dong sagte, dass der rückläufige Trend der Geburten von Kindern in den vergangenen Jahren schockierend erscheine. „Als großes Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern sinkt die Zahl der Geburten pro Jahr auf weniger als zehn Millionen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es nur ein paar Jahre dauern, bis unsere gesamte Bevölkerung ein negatives Wachstum aufweist.“

Am 14. April veröffentlichte die chinesische Zentralbank außerdem ein Arbeitspapier, in dem betont wurde, dass sich die demografische Situation Chinas umgekehrt hat, dass die Bevölkerung nach dem Übergang schneller als erwartet abnehmen wird und dass Bildung und technologischer Fortschritt den Bevölkerungsrückgang kaum kompensieren werden. In dem Arbeitspapier wurde auch empfohlen, die Familienplanungspolitik vollständig zu lockern und die Schwierigkeiten von Frauen hinsichtlich Schwangerschaft, Geburt, Kinderbetreuung und Schulbildung anzugehen. Laut einem Bericht, der im Februar von einem Forschungszentrum des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit veröffentlicht wurde, betrug die Zahl der Neugeborenen, die 2020 bei Ämtern der öffentlichen Sicherheit registriert wurden, 10,04 Millionen, und damit 15 Prozent weniger als 2019. Der Minister für zivile Angelegenheiten, Li Jiheng sagte im Dezember, dass Chinas Bevölkerungsentwicklung einen kritischen Wendepunkt erreicht habe. Daten des Staatlichen Statistikamts zufolge ist die Zahl der jährlichen Neugeborenen in China von 17,86 Millionen im Jahr 2016 auf 14,65 Millionen im Jahr 2019 zurückgegangen.