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Eine weitere Epidemie: Amerikas Waffenkriminalität macht 2020 zum Jahr mit den meisten Gewalttaten in Jahrzehnten

(German.people.cn)

Montag, 18. Januar 2021

  


Der einjährige Davell Gardner Jr. starb nach Schüssen in den Bauch, die er, in seinem Buggy sitzend, während eines Barbecues in der Nähe eines Spielplatzes in New York erlitt. Sein Vater hielt im Internet einen emotionalen Appell für ein Ende der Waffengewalt.

Es war der 13. Juli 2020. Obwohl Amerikas größte Stadt ihre ersten 24 Stunden seit Pandemiebeginn ohne Corona-Toten verkündete, waren die New Yorker nicht in Stimmung, diesen mühevollen Sieg zu feiern. Davell Gardner Jr., ein einjähriger Junge, der die Nacht zuvor in seinem Buggy vor einem Park in Brooklyn erschossen wurde, erinnerte die Menschen daran, dass die epidemische Waffengewalt im Land nicht weniger tödlich ist, als die COVID-19-Pandemie.

Davell Gardner Jr. ist nicht das einzige Kind, das inmitten der Pandemie nicht aufgrund von COVID-19, sondern durch Amerikas unkontrollierbare Waffenkriminalität sein Leben verlor. Daten des Archivs für Waffengewalt (GVA) zufolge, einer Onlineseite, die Daten zur Waffengewalt erfasst, wurden 2020 in den USA 1.360 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren durch Waffen getötet, 3.752 wurden verletzt.

Im Jahr 2020 erlebten Amerikaner generell wesentlich höhere Gewaltraten. Daten der GVA zeigen, dass 19.302 Menschen 2020 in Schießereien und Zwischenfällen mit Schusswaffen ums Leben kamen. Das entspricht der höchsten Todesrate in über 20 Jahren. Die Zahl der Massenschießereien, also Vorfällen, bei denen vier oder mehr Menschen verletzt oder getötet werden, ist auch auf 612 und damit die höchste Zahl der letzten fünf Jahre angewachsen.

„Die COVID-19-Pandemie hat Amerikas grundlegende Probleme, wie Rassendiskriminierung, eine öffentliche Gesundheitskrise sowie den wachsenden Kontrast zwischen Arm und Reich offen zutage gefördert. Solche sozialen und ökonomischen Probleme haben Amerikas ohnehin schon komplizierte Waffengewalt noch schlimmer gemacht und wir können in naher Zukunft kaum auf Besserung hoffen“, äußerte Yuan Zheng, stellvertretender Direktor und Senior Fellow des Instituts für Amerikastudien an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, gegenüber der People's Daily Online.

Waffengewalt nimmt inmitten der Pandemie weiter zu


Ein obdachloser Mann sitzt am Straßenrand in Chicago, Vereinigte Staaten, 17. Jan. 2020.

Als Land mit den höchsten COVID-19-Todesraten wurden die amerikanische Wirtschaft und Gesellschaft schwer vom tödlichen Virus getroffen. Hunderttausende Menschen verloren ihre Arbeit. Stress und Druck durch den Lockdown und längere Zeiträume der Isolation haben das Leben der Leute härter gemacht und damit einen Nährboden für eine immer schlimmer werdende Waffengewalt geschaffen.

Nach Daten der amerikanischen Statistikbehörde aus dem Dezember 2020 hatten rund 83 Millionen Erwachsene, 35 % aller Erwachsenen in den USA, während der Pandemie in den letzten sieben Tagen Schwierigkeiten, Ausgaben für Grundbedürfnisse, wie Miete, Hypotheken, Lebensmittel, Kosten rund ums Auto, medizinische Versorgungskosten oder Studentendarlehen zu stemmen. Geschätzt 12,4 Millionen erwachsene Mieter gaben an, dass sie mit ihrer Miete im Rückstand seien.

Der Konjunktureinbruch hat zu vermehrten Straftaten in den USA geführt. Daten des Landesrats für Strafjustiz zufolge ist die Anzahl an Tötungsdelikten in den USA 2020 dramatisch gestiegen. In den 21 Städten, die Daten zu Tötungsdelikten veröffentlichen, gab es 610 mehr Tötungsdelikte im Sommer und Herbst 2020 als im gleichen Zeitraum 2019. Die Zahlen für schwere Körperverletzung stiegen um 15 % im Sommer und 13 % im Herbst 2020, die Zahlen für Waffendelikte um 15 % und 16 %.

„Ökonomische und häusliche Sicherheit sind zwei Pfeiler einer stabilen Gesellschaft. Die Pandemie hat eine Kerbe in beide gehauen. Amerikas steigende Arbeitslosenquote und die trüben volkswirtschaftlichen Aussichten haben, im Zusammenspiel mit den hohen COVID-19-Todesarten, die Menschen ihres Sicherheitsgefühls beraubt und tragen so zu einem Anstieg von Waffengewalt in der Pandemie bei“, sagte Sun Chenghao, Assistenzprofessor am Institut für Amerikastudien des Chinesischen Instituts für Gegenwärtige Internationale Beziehungen der People's Daily Online.

„Unzufriedenheit über die miserablen Leistungen in der Pandemiebekämpfung, Rassendiskriminierung sowie große Enttäuschung im Angesicht einer ungewissen Zukunft haben im Zusammenspiel einige Amerikaner dazu gebracht, als Lösung ihrer Probleme zu Gewalt zu greifen, während die Wahlergebnisse viele Trump-Unterstützer verärgerten“, fügte Sun hinzu.

Gemäß FBI-Daten wurden, als sich die Pandemie in den USA im März 2020 langsam verschlechterte, 3,7 Millionen Hintergrundüberprüfungen für Waffenkäufe durchgeführt. Das entspricht dem höchsten Wert seit Beginn der systematischen Erfassung im Jahr 1998. Er übersteigt den vorherigen Rekord aus dem Dezember 2015, in dem 3,3 Millionen Überprüfungen vollzogen wurden. 

 

Chronisches Unbehagen ohne Aussicht auf Besserung


Menschen nehmen an einer Kundgebung in der Innenstadt von San Francisco teil, um die Bundesregierung und Gesetzgeber im Kongress dazu zu bewegen, Maßnahmen zur Eindämmung von Verbrechen im Bereich der Waffenkriminalität zu ergreifen, 17. Aug. 2019. Die öffentliche Meinung zur Waffenkontrolle ist in den USA zwar gespalten, dennoch fordern immer mehr Menschen von der Regierung strikte Maßnahmen zur Eindämmung der andauernden Waffengewalt im Land. (Foto von Li Jianguo/Xinhua)
 

Zwei Monate nach dem Tod von Davell Gardner Jr. hat dessen Vater Davell Gardner Sr. seinen Wunsch zur Kontrolle von Waffengewalt auf Twitter geäußert, wo er nach verstärkten Maßnahmen zur Beendigung solch brutaler Morde aufrief.

„Er ist erst ein Jahr alt. Sein Geburtstag ist in zwei Monaten. Er konnte ihn nicht mehr erleben. Er hat sein Leben nicht gelebt. Ich habe meinen Erstgeborenen verloren… mein Baby. Das muss enden“, sagte Davell Gardner Sr.

Der Aufruf des trauernden Vaters erfuhr die Unterstützung vieler Amerikaner im Internet, aber Experten merkten an, dass strengere Waffengesetze in den USA aufgrund der geteilten öffentlichen Meinung zu solchen Themen und aufgrund des Widerstands relevanter Interessengruppen, wie der National Rifle Association (NRA), ein Wunschtraum bleiben würden.

„In absehbarer Zukunft werden politische Polarisierung und Konflikte zwischen Republikanern und Demokraten die Hauptthemen in der Debatte bleiben. Strenge Waffengesetze, die den Interessen von waffenfreundlichen Gruppen entgegenstehen, werden nicht toleriert. Es wird nicht möglich sein, die Verfassung zu überarbeiten, um Waffengesetze zu stärken oder ein Waffenverbot einzuführen. Waffengewalt wird ein wesentliches gesellschaftliches Problem in den USA bleiben. Kein Weg führt daran vorbei“, sagte Sun. 

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