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Mit Naturerziehung die künftige Generation rüsten

(CRI)

Donnerstag, 28. November 2019

  

„Wenn du dein Kind ruinieren willst, gib ihm ein Handy“, so lautet die letztlich unter vielen chinesischen Eltern weit verbreitete Weisheit. Im heutigen China ist es nicht nur für viele Erwachsene sehr schwer, sich von dem Handy zu trennen. Auch immer mehr Kinder sind handysüchtig geworden. Was kann man dagegen tun?

 

Unterricht im Freien

Es war ein Nachmitttag in den Sommerferien. Nach dem Regen wurde es angenehm und erfrischend. Die Pfützen sind noch nicht getrocknet. Auf Blättern und Gräsern sind noch Regentropfen zu sehen. In der Luft duften die Gräser und die Erde.

Lehrerin Yan Zi von der Eichhörnchen-Schule, einer Institution für Naturerziehung, sagte zu einer Gruppe von Kindern: „Jeder schließt bitte die Augen, atmet tief ein und sagt mir, was du riechst?“. Am Anfang zeigten sich die Kinder ein bisschen verwirrt. Langsam antworteten einige Kinder, „es riecht ein bisschen kühl“, „es riecht nach Gras“, „es duftet“…

Dies geschah auf einem kleinen Platz im Dorf Hongxing in der Stadt Wenchang in der Inselprovinz Hainan im Süden Chinas. Was diese Kinder hier erlebt haben, ist die in China immer beliebter werdende Naturerziehung – ein Mittel gegen die „Handysucht“.

Beim Spielen hat Lehrerin Yan Zi die im Kreis sitzenden Kinder aufgefordert, jeweils einen Baum im Dorf zu benennen und zu erklären, was an ihrer Heimatstadt so besonders ist. Die Kinder ließen ihrer Fantasie freien Lauf und gaben viele interessante Antworten.

Kindern die Natur näherzubringen und sie Freude an Garten- und Feldarbeit entdecken zu lassen, ist für immer mehr Eltern von großer Bedeutung. In der Houchen-Station der Naturerziehungsinstitution CAN (Children and Nature) in der Gemeinde Fushan in Hainan haben mehrere Eltern zusammen mit ihren Kindern auf dem Feld gearbeitet. Unter Anleitung eines Lehrers gruben die Kinder die Erde um, säten Samen und bewässerten den Boden. Einige Kinder fragten: „Wann werden meine Kohlsamen keimen? Wie sieht es aus, wenn die Samen gerade aufgehen? Wann kann ich den Kohl ernten?“ …

 

„Stall“-Kinder zurück in die Natur

„Die heutigen Kinder leben von Geburt an in einem virtuellen Raum, hergestellt von Fernseher, Handy und Computer“, sagte Yang Yun von der Houchen-Station der CAN. „Sie leben wie im Stall gezüchtete Tiere und verlieren Teile ihrer Instinkte und Fähigkeiten. Viele dieser Kinder leiden unter mangelnder Konzentration, Geduld, Seh- und Hörstörungen, bei schweren Fällen treten sogar psychische Probleme auf.“

Bei der Naturerziehung hören Kinder das Zwitschern der Vögel, beobachten Blumen beim welken und spüren den Wandel der Jahreszeiten. Ihre Zivilisationskrankheiten können dadurch geheilt werden.

Dieses Erziehungskonzept wird auch von der Eichhörnchen-Schule in der Stadt Haikou geteilt. Die Naturerziehung lässt Kinder die Schönheit der Natur kennenlernen, das Ökosystem und Naturgesetze verstehen, Gedanken über den Sinn des Lebens machen und die Natur auf Augenhöhe beobachten und verstehen. „Selbst ein Käfer hat Talente, die der Mensch nicht besitzt. Ein Mensch wird sich nicht als allmächtig betrachten, wenn er die Natur versteht“, sagte Gao Gao, Gründerin der Eichhörnchen-Schule, „Mensch und Natur müssen harmonisch als Einheit leben. Viele Kunstformen wie Malen und Tanzen bekommen ihren Nährstoff und ihre Inspiration von der Natur.“

 

Wie geht Naturerziehung?

Die Schulleiterin Chen Yunxiang von der öffentlichen Schule Wuyuanhe in der Provinzhauptstadt Haikou sagte, im klassischen Schulsystem werde zu viel Wert auf standardisiertes Wissen gelegt, was der kindlichen Fantasie Grenzen setzt. Bei Naturerziehung würden die Kinder ermutigt, selbständig zu beobachten, zu forschen und ohne Einschränkungen zu diskutieren. Dies fördere und entwickle die Intelligenz der Kinder und gleichzeitig ihre vielfältigen Denkweisen und Perspektiven.

Die Schule Wuyuanhe hat gemeinsam mit der Eichhörnchen-Schule einen Naturerziehungslehrplan ausgearbeitet, der an die natürliche Umwelt der Schule angepasst ist. Die Schule liegt nicht weit von der Meerenge Qiongzhou und hat einen geologischen Park mit einem Krater und ein Feuchtgebiet in der Nähe.

„In der ersten Unterrichtsstunde erzählen wir vom Fluss Wuyuanhe und der gleichnamigen Schule. Wir wollen dadurch die Schüler zum Nachdenken über das Leben und ihre eigene Entwicklung motivieren. In der zweiten Stunde geht es um die Lebewesen in der Region Wuyuanhe. Wir geben den Schülern Informationen über die Tiere und Pflanzen im Feuchtgebiet. Im Anschluss forschen wir dann vor Ort“, stellte Chen vor. Die mit der realen Umwelt eng verbundenen Kurse hätten unseren Kindern geholfen, Kraft und Ruhe in der Natur zu finden, sagte die Schulleiterin.

Lehrplan und Lehrer sind die Garantie für eine erfolgreiche Naturerziehung. Mit dem Lehrplan und den Lehrmethoden der Eichhörnchen-Schule ist Chen zufrieden, zugleich hat sie aber auch das Gefühl, dass die Naturerziehung sich noch in den Kinderschuhen befindet. Man müsse weiterhin daran arbeiten, klare Bildungsziele zu formulieren, einen angemessenen und umsetzbaren Bildungsprozess sowie kontrollierbare, sichtbare und messbare Bildungsergebnisse zu finden, sagte Chen.

Auch die Gründerin der Eichhörnchen-Schule Gao Gao hat eingeräumt, dass es bisher noch kein allgemein anerkanntes Bildungssystem für Naturerziehung gebe. Seit dem Aufschwung der Branche im Jahr 2014 in China hätten viele Naturerziehungsinstitutionen mit verschiedenen Methoden gearbeitet, teilte Gao mit.

Schulleiterin Chen ist der Meinung, dass das die Naturerziehung auch in öffentlichen Schulen Einzug finden müsse. „Es ist höchst Zeit, der Naturerziehung mehr Aufmerksamkeit zu schenken“, sagte Chen, „denn dabei werden die Talente von morgen herangezogen.“

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