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Eierkuchen mal anders – Jian Bing Man

(CRI)
Donnerstag, 29. November 2018
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Schaut man in chinesische Lichtspielhäuser, dann findet man allerhand einheimische Filme aber auch ein paar importierte Blockbuster. Und es werden jedes Jahr mehr. Ganz oben auf sind dabei die Superheldenfilme aus dem Marvel-Comic-Universum, hinter dem Disney steht. Aber auch der von Marvel an Sony Pictures outgesourcte Anti-Held Venom hat hier kürzlich einen Hype erfahren, den in Hollywood wohl niemand so richtig glauben kann. Der Tod des früheren Guru und Cheferfinders des Marvel-Universums, Stan Lee, führte zu einer nicht enden wollenden Flut an Nachrufen in den chinesischen Sozialen Medien.

Doch wo bleiben die chinesischen Superhelden?

Diese Frage hat sich auch der Schauspieler Chengpeng Dong gestellt. Man kennt ihn gemeinhin auch als Da Peng. 2015 drehte er Chinas Antwort auf Superheldenfilme – „Jian Bing Man".

Jian Bing ist eines der beliebtesten Straßenfrühstücke in China. Es handelt sich um chinesische Eierkuchen, zumeist mit einer Art fettigem Cracker gefüllt. Günstig – herzhaft – sättigend, so kann man sie wohl am treffendsten beschreiben.

Eierkuchen und Superhelden? Jetzt wird es langsam etwas absurd und das soll es auch sein. Da Peng drehte „Jian Bing Man" nicht als ernstes, dunkel-düsteres Helden-Epos, nein, es ist eine Parodie, und zwar auf sich selbst, aber auch ein humorvoller Blick in die Welt der chinesischen Celebrities und das Filmgeschäft. Eigentlich handelt es sich um eine chinesische Version von „JCVD" in der Ästhetik des Marvel-Universums. Im belgischen Film „JCVD" von 2008 parodiert sich Jean-Claude van Damme als alternder und nicht mehr seiner festgeschriebenen Rolle entfliehen könnender Action-Schauspieler selbst.

Genauso ist es auch im „Jian Bing Man". Da Peng, der sowohl für Drehbuch als auch Regie zuständig war, spielt sich selbst als beliebter Komödienschauspieler. Doch er wird immer wieder in die Rolle des Trottels gedrängt, der durch Peinlichkeit im Film punkten kann.

Um seiner Freundin den zehn Millionen Yuan RMB teuren Ring ihrer Träume zu kaufen, lässt er sich auf einen Deal mit einem etwas verrucht wirkenden reichen Fan ein. Da Peng soll einen Film drehen. Zur Feier des Deals taumelt Da Peng betrunken in einen Social Media Skandal, der ihm seinen Ruf kostet. Unter Druck seines Fans muss er nun innerhalb eines Monats den Film fertigstellen, sonst geht er ihm ans Leben. Das soll sich aber nicht so einfach gestalten, da niemand mehr mit ihm drehen möchte.

In seiner Wohnung, einem regelrechten Marvel-Merchandising-Museum, trommelt er eine kleine Gruppe zusammen, darunter sind ein Statist, der sich ihm aufdrängte, eine Laien-Schauspielerin, die ihm aufgezwungen wird, und sein persönlicher Paparazzi als Kameramann, denn mit Kameras arbeitet er ja sowieso den ganzen Tag.

Da Peng wittert seine Chance und präsentiert ein Drehbuch, das er bereits in seiner Kindheit geschrieben hat – Jian Bing Man. Zwar ist niemand der anderen davon begeistert, doch aus Ermangelung anderer Möglichkeiten fangen die Dreharbeiten an. Nun müssen weitere Stars her. Nichts leichter als das. Sie müssen ja nicht wissen, dass sie Teil eines Films sind. Darum werden sie einfach überfallen, um dann von Da Peng in seinem Kostüm als Jian Bing Man gerettet zu werden, während die Kamera versteckt die ganze Zeit mitläuft.

Mit viel und gelungener Slapstick wird dieses Konzept in den 118 Minuten nicht langweilig.

Gerade bei den Dreharbeiten im Film liegt der Scharm in billigen B-Movie Effekten, doch in seiner Gesamtheit ist der „Jian Bing Man" technisch von Hollywood nicht weit entfernt. Darum sollte auch nicht verwundern, dass Da Pengs Regiedebüt 1,16 Milliarden Yuan RMB eingenommen hat und er allerhand chinesische Newcomer-Preise sein eigen nennen kann.

Chinafreunden und an moderner chinesischer Popkultur interessierten Hörern ist dieser Film wärmstens zu empfehlen. Sein Humor lebt von Slapstick auf hohem Niveau und Wortwitz, der sehr anschlussfreundlich an westlichen Humor ist und den ungeahnten Zuschauer nicht ins Messer laufen lässt aus mangelndem kulturellem Hintergrundwissen. Doch viel spannender ist es, einen Einblick in die moderne chinesische Kino-Komödienlandschaft zu bekommen, die Welt junger erfolgreicher Stars und das moderne städtische Leben Chinas zu sehen, während man einen Einblick und ein Who-is-who der aktuellen chinesischen Popkultur-Szene erhält. Dazu kommt noch, dass der Film ein lustiger Meta-Film über das Drehen eines Filmes und den Superhelden- aber auch Celebrity-Hype in China ist.

Text: Maik Rudolph

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