Der Brexit stellt in Großbritannien vieles auf den Kopf. Auch die Tourismusbranche steht vor großen Veränderungen. Die Reiseagentur Visit-Britain sucht nun nach chinesischen Partnern, um das Geschäft neu zu beleben.

Die nationale Tourismusagentur Großbritanniens, Visit-Britain, sucht Partner unter chinesischen Fluggesellschaften, um mehr chinesische Touristen anzulocken. Im vergangenen Jahr war die Zahl chinesischer Touristen auf der Insel zweistellig gestiegen.

Für die Visit-Britain-Direktorin Carol Dray ist China der wertvollste Markt für Touristen und extrem wertvoll. „Wir möchten das starke Wachstum, das wir aus China gesehen haben, nutzen, um ein starkes Erlebnis für chinesische Touristen zu generieren.“

Im Ausschreibungsprozess über den Vertrag im Wert von sechs Millionen britischen Pfund, der am 31. Juli endete, heißt es, der gewünschte Partner sollte „eine etablierte Marke in China sein, mit solider Reputation und einen wesentlichen Marktanteil an den Flügen nach Großbritannien besitzen.“

James Kennell, Dozent für Tourismus an der University of Greenwich, sagte, seit dem Jahr 2010 sei Visit-Britain dazu übergegangen, mit zahlreichen Partnern aus dem Privatsektor zu kooperieren, anstatt alle Dienstleistungen selbst anzubieten.

„Das Geschäft mit chinesische Touristen stellt für Großbritannien einen wachsenden Markt dar, doch beim Geldausgeben stehen sie nur an zehnter Stelle, daher hat es für Visit-Britain Priorität, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um chinesische Touristen zu erreichen“, sagte er. „Am einfachsten geschieht dies mithilfe eines chinesischen Partners, der über nötiges Wissen und Expertise verfügt.“

Nach Zahlen der Tourismusakademie Chinas und des führenden Reisebüros Ctrip haben chinesische Touristen im vergangenen Jahr mehr als 130 Millionen Auslandsreisen unternommen und dabei 115 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Großbritannien war unter den drei beliebtesten europäischen Reisezielen für chinesische Touristen. Die neuesten offiziellen Daten von Visit-Britain zeigen, dass Einreisen aus China im vergangenen Jahr um 29 Prozent im Vergleich zu 2016 gestiegen sind. Die 337000 Besucher gaben 694 Millionen Pfund aus, ein Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Freddie Julius, CEO von Tourist England, sieht den Schritt von Visit-Britain als einen Versuch, die Tourismusindustrie Großbritanniens vor dem Hintergrund des Brexit zu diversifizieren. Die einfachste Möglichkeit, Zugang zum britischen Markt zu finden, sei die Kooperation mit lokalen Unternehmen, wie Fluggesellschaften, welche die Kultur des Landes verstehen und bereits über die Infrastruktur verfügen, um mit chinesischen Reisedienstleistern zu kooperieren.

„Großbritannien bemüht sich darum, Märkte außerhalb der EU zu erschließen, und der chinesische Markt ist besonders attraktiv. Touristen aus China geben viel Geld aus“, sagte Julius. „Chinesische Touristen interessieren sich außerdem nicht nur für die klassischen Sehenswürdigkeiten in London, sondern auch für die weniger frequentierten Gegenden, zum Beispiel Cotswolds. Daher tragen sie viel dazu bei, dass das ganze Land vom Tourismus profitieren kann.“