Text von Jasmin Adler, Beijing

Zwischen dem 31. Mai und dem 01. Juni fand auf dem Gelände des China National Convention Center in Beijing Story Drive 2018, ein jährliches Projekt der Frankfurter Buchmesse und des Buchinformationszentrums (BIZ) Beijing, statt, welches 2012 in Beijing eingeführt wurde und von dem China Beijing International Fair For Trade In Services (CIFTIS) ausgerichtet wird.

Story Drive repräsentiert ein Zusammenkommen mehrerer internationaler Autoren, Illustratoren sowie Unternehmens- und Verlagsgrößen, die jeweils ihre Erkenntnisse und Gedanken zu der Zukunft von Büchern und Medien vor versammeltem Publikum erläutern.

Eingeleitet wurde das diesjährige Event von Enrico Brandt, dem Vorsitzenden des Kulturausschusses der deutschen Botschaft in Beijing, der sich sowohl motiviert doch auch nicht ganz unbesorgt gegenüber der neusten Entwicklungen des Buches als Medium zeigte.

Fragen wie: „ Sollten wir uns Sorgen um unsere Klassiker machen?“ oder „Werden Bücher zukünftig auf den Märkten nicht mehr zu finden sein?“, verneinte er, doch den Gedanken, dass Eltern ihren Kindern zukünftig Geschichten nur noch von den Bildschirmen ihrer Mobiltelefone vorlesen könnten, schien er entschieden abzulehnen.

Auf Brandts kurze Einleitungsrede folgte eine Vorstellung der diesjährigen Sprecher durch Claudia Kaiser, der Vizepräsidentin der Frankfurter Buchmesse. Sie wies zudem auf das 20-jährige Jubiläum des deutschen Buchinformationszentrums Beijing hin, der Auslandsstelle der Frankfurter Buchmesse in Beijing.

Der erste Sprecher zu dem Thema „Neue Orte, neue Inspirationen, die Zukunft von Geschichten“ war Zhu Yingcun, ein Buchdesigner, Künstler und Buchentwickler.

Zhu erzählte von einer seiner größten Leidenschaften, der Beobachtung seltener Vögel und fesselte das Publikum mit einer Geschichte über den Fund einer zuvor noch unentdeckten Vogelspezies, den „Kaka-Birds“, die sich aufgrund ihres eher abstoßenden Äußeren vor der Außenwelt versteckt hielten. Zhu zufolge ginge es ihm mit seiner Geschichte darum, auch in der Hässlichkeit noch etwas Schönes zu entdecken. 

Die Gründerin und Chefredakteurin von Heryin Books, Chou Yih-fen berichtete von ihrer langen Suche nach einem geeigneten Illustrator für ihr Buch und ihrem Mitwirken an einer moderneren Herangehensweise für die Präsentation von Bilderbüchern. Zudem zeigte sie dem Publikum einige ihrer neusten dreidimensionalen Animationsfilme für Kinder, bei deren Produktion auch chinesische Folklore sowie traditionelle chinesische Instrumente genützt würden.

Ren Hui, der Gründer und CEO von Ellabooks beschäftigte sich mit der Frage, ob Bilderbücher digitalisiert werden könnten und vertrat hierbei einen marktwirtschaftlicheren Standpunkt. Ren zufolge nutzt man bei dem traditionellen Buch seine Hände lediglich zum umblättern der Seiten, doch sein Unternehmen beschäftige sich nun auch mit der Frage, wie man bei der Digitalisierung von Kinderbüchern Kindern zu einem aktiveren Lesen verhelfen könne, sodass beispielsweise auch die Hände eine ähnlich große Leistung wie die Augen erbrächten.

Die deutsche Filmemacherin und Autorin, Anja von Kampen zeigte kurze Animationsfilme über ihre entwickelte Knietzsche-Figur, die Kindern dabei helfen soll, Philosophie zu verstehen und sich Fragen zum Tod, zum Gefühl der Angst und ähnliches zu beantworten. Der Name ihres Protagonisten Knietzsche entstand aus einer Zusammenlegung der Namen der Philosophen Konfuzius und Nietzsche.

Weitere Redner wie der indische CEO des Fernsehsenders The Viral Fever (TVF), Dhawal Gusain, die Übersetzerin und Literaturbeauftragte Anna Holmwood, der georgischen Dichter und Autor Giorgi Kekelidze, der CEO und Co-Founder von Booklava Tarek El Bolbol und viele weitere gestalteten die beiden Veranstaltungstage von Story Drive 2018 zu einem erfolgreichen internationalen Austausch über Medien und gaben spannenden Denkanstößen zu der weitere Entwicklung des Buches.