Experten schlagen gesetzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Einnahme ungesunder Getränke vor.

Da chinesische Kinder immer mehr mit Zucker gesüßte Getränke konsumieren, raten Experten den Behörden, eine Steuer auf Zucker zu erheben, um die gesundheitlichen Risiken, die auf den Konsum solcher Getränke folgen, zu verringern.

Die Weltgesundheitsorganisation appelliert schon seit längerem an die Regierungen der Länder, eine Zucker-Steuer einzuführen, um dem Trend der Fettleibigkeit und Diabetesbildung unter Kinder entgegenzuwirken. In den Ländern, wo dieser Apell Anklang fand, zeigen sich bereits erste positive Veränderungen.

Zum Beispiel wurde 2014 in Mexiko eine zehn-Prozent-Steuer auf mit Zucker gesüßte Getränke eingeführt. Zwei Jahre später erlebte das Land eine 5,5-prozentige Senkung beim Kauf dieser Produkte, gefolgt von einer Senkung auf 9,7 Prozent im zweiten Jahr. Der größte Verzicht auf gezuckerte Getränke wurde in den unteren Sozialschichten beobachtet.

„In China gibt es keine Regelungen für gezuckerte Getränke. Dies stellt eine riesige Gesetzeslücke dar, um die es sich zu kümmern gilt", meint Douglas James Noble, stellvertretender Repräsentant des United Nations Children’s Fund. Während Kinder in China immer noch unter Wachstumsbehinderung und Schwindsucht leiden, ist auch Fettleibigkeit ein immer häufiger auftretendes Problem.

Laut eines Berichts, der am Freitag durch die Peking Universität und UNICEF veröffentlicht wurde, hat sich die Konsumierung gesüßter Getränke unter den Kindern in China zwischen 1998 und 2008 beinahe verdoppelt.

Die Untersuchung befand, dass Kinder der auf dem Land registrierten Familien im Jahr 2008 täglich durchschnittlich 476 Milliliter gezuckerter Getränke zu sich nahmen, im Vergleich zu 220ml im Jahr 1998.

Ma Guansheng, Chef-Redakteur des Berichtes und Direktor der Abteilung für Ernährung und Nahrung an der Peking Universität, sagt, dass obwohl die Daten ein Jahrzehnt alt sind, sie einen allgemeinen Trend zeigen.

Experten warnten bereits davor, dass gesüßte Lebensmittel die Gesundheit von Kindern bedrohten und die Chancen auf Fettleibigkeit, Karies und Typ-zwei-Diabetes erhöhten.

Ma sagt, dass es keinen Zweifel darüber gibt, dass das Trinken gesüßter Getränke die Gefahr der Fettleibigkeit bei Kindern steigere.

„So wird auf direktem Wege die Energiezufuhr bei Kindern erhöht, was wiederum ihren Appetit anregt", sagt er.

Laut einer Studie des New England Journal of Medicine aus dem Jahr 2015 rankte die Fettleibigkeitsrate chinesischer Kinder von insgesamt 195 geprüften Ländern auf dem obersten Platz und ist eine der am schnellsten wachsenden Raten weltweit.

„Es ist schwer, den exzessiven Konsum gezuckerter Getränke mit der Kariesbildung bei Kindern in Verbindung zu bringen" , meint Ma.

Der vierte Nationale-Orale-Gesundheitsbefund von 2015 zeigte, dass bei fünfjährigen Kindern in China eine 70,9-prozentige Chance auf Zahnkaries besteht, eine Zunahme von 5,8 Prozent im Verlauf von zehn Jahren.

Ma riet zudem dazu, auch andere Nahrungsmittel, die zusätzlichen Zucker enthielten, mit Vorsicht zu genießen, wie beispielsweise Kuchen und Gebäck.

Noch gibt es keinen weltweiten Standard für die Konsumierung gezuckerter Getränke bei Kindern. Doch der Bericht zeigt, dass die tägliche Einnahme solcher Getränke unter chinesischen Kindern, die einiger anderer Länder überschritten habe.