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Rote Armee fliegt und wirbelt durchs Theater: Langer Marsch als Akrobatik- und Tanzshow

(CRI)
Mittwoch, 04. April 2018
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Sie klettern die Seile hoch, schwingen vor und zurück und fliegen dann zum nächsten Seil. So beginnt der Lange Marsch der Roten Armee, zumindest in der Interpretation der Hong-Show im Theater „Roter Osten" in der Stadt Yan'an in der Provinz Shaanxi.

Als der historische Lange Marsch im Jahr 1934 begann, war Yan'an das Ziel. Der Marsch war ein Rückzug wegen eines überlegenen Gegners, den Kuomintang, die zehn Mal so viele Soldaten hatten.

Der Marsch dauerte etwa zwei Jahre – im Theater sorgen Lichteffekte sowie eine transparente Leinwand, auf die Gebäude, Explosionen und Schneeflocken projiziert werden, zusammen mit einem begnadeten Ensemble für eine geniale Illustration der zentralen Heldengeschichte der Kommunistischen Partei Chinas. Aber auch, wer nie etwas davon gehört hat, kommt bei der actionreichen Vorstellung auf seine Kosten.

Vor floureszierender nächtlicher Großstadtkulisse tanzen schöne Menschen in Kleidung aus der vergangenen Zeit. In einer anderen Szene kämpfen sie sich mit der roten Fahne durch ein Schneetreiben. Aber es bleibt auch Zeit für die Liebe – immer wieder gipfelt eine perfekt choreografierte Performance in einem neckischen Paartanz.

Auf der Bühne sind fast so viele Frauen wie Männer zu sehen, historisch betrachtet kamen allerdings wohl auf eine Frau ungefähr 2500 Männer. Es war also eher ein Marsch der Männer.

Wäsche waschen, essen, laufen, schießen, rennen und Datteln ins Publikum werfen. Die Truppe hat es drauf! Das Ganze Theater wird auch lichttechnisch mit einbezogen, auf drei Wänden laufen in vielen Szenen Filme ab. Und es laufen auch schon mal Artisten an der Wand lang oder schweben, auch an Seilen hängend, an der Decke. Mündungsfeuer ist zu sehen. Und dann liegen Sterbende am Boden. Einer rafft sich auf, schreit nach seiner Frau.

Auf dem Weg beschlagnahmte die Erste Rote Armee damals den Besitz und die Waffen der lokalen Kriegsherren und Grundbesitzer. Sie rekrutierte Kleinbauern und Besitzlose. Doch es half alles nichts gegen die Übermacht des Gegners und widrige Bedingungen. Trotz großer Verluste während des Langen Marsches gilt die Zielankunft als so etwas wie die Geburtsstunde, 14 Jahre vor der offiziellen, des modernen Chinas.

Das Ensemble zeigt die folgende, auch trotzige, Aufbruchstimmung mit vollem Körpereinsatz, wütenden Stampfen und eleganten Tänzen. Trotz der schweißtreibenden Arbeit nehmen sich die netten Tänzer Zeit, dem ausländischen Handy-Filmer ein Lächeln und Datteln zu schenken. Schließlich liegt oder sitzt der die ganze Zeit vor ersten Sitzreihe auf dem Boden und robbt hin und her, je nachdem, wo gerade die „Musik spielt".

Die Hong-Show bietet eine perfekte Inszenierung, die trotzdem Charme hat. Wer den historischen Hintergrund kennt, wird vieles wiederentdecken und sich über kleine Anspielungen freuen. Aber alle werden sich fragen, ob sie gerade mehr als eine Stunde nicht geatmet haben. Toll!

Text und Foto: Nils Bergemann

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