Eine Umfrage hat gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der chinesischen Arbeitnehmer gerade die Arbeit wechseln oder demnächst wechseln wollen, weil sie unzufrieden mit ihrer Bezahlung oder ihren Aufstiegschancen sind.

Die Ergebnisse des Job-Portals Zhaopin zeigen, dass mehr als die Hälfte der Befragten in den nächsten drei Jahren die Arbeit wechseln wollen.

Insgesamt wurden 50.837 Arbeitnehmer in 37 großen Städten befragt, darunter Beijing, Shanghai, Hangzhou, Wuxi und Hefei.

69 Prozent der Befragten sind gerade dabei zu kündigen oder suchen schon nach einer neuen Arbeitsstelle. Bei einer ähnlichen Umfrage im Frühling 2017 waren es noch 80 Prozent gewesen.

Arbeitnehmer mit 5 bis 8 Jahren Arbeitserfahrung suchen am häufigsten nach einer neuen Arbeitsstelle, 72,5 Prozent davon sind im Moment auf der Suche.

Arbeitnehmer mit genug Arbeitserfahrung und klaren Karrierezielen wechseln den Arbeitsplatz, wenn eine bessere Stelle in Aussicht ist oder sie keine Aufstiegschancen mehr sehen.

Die drei meistgenannten Gründe für einen Wechsel sind laut Umfrage Unzufriedenheit mit der Bezahlung, ungünstige Aussichten für den Arbeitgeber und schlechte Aufstiegschancen.

Ein 39-jähriger Angestellter in einer staatseigenen Versicherung in Hefei, Provinz Anhui ist schon länger auf der Suche nach einer neuen Stelle, aber hat nun vorerst die Suche aufgegeben:

„Ich wollte die Arbeitsstelle wechseln, weil ich letztes Jahr nicht Abteilungsleiter geworden bin, eine Stelle für die ich meiner Meinung nach qualifiziert bin“, so der 39-jährige, der seit sieben Jahren für die Versicherung arbeitet. „Ich wünsche mir auch ein neues Arbeitsumfeld.“

Er bewarb sich auf eine Stelle als Abteilungsleiter in einer anderen Versicherung, aber wurde nicht zum Interview eingeladen.

„Ich habe jetzt erstmal die Suche aufgegeben, ich bin etwas zu alt dafür, meine Tochter ist bald mit der Mittelschule fertig und braucht eine stabile Situation zu Hause.“

Der Umfrage zufolge werden im März und April die meisten Jobs gewechselt.

Laut einem Personaler im Shanghaier Ableger der China State Construction hängt das damit zusammen, dass viele Unternehmen nach dem Frühlingsfest im Februar Aktionen veranstalten, um neue Leute anzuwerben.

„Außerdem entscheiden sich auch manche Arbeitnehmer für einen Wechsel, nachdem sie während der Feiertage Zeit hatten, sich darüber Gedanken zu machen“, so der Personaler.

Der 24-jährige Zhao Yu kündigte Ende seinen Job bei einer Werbefirma in Beijing und sucht jetzt eine neue Stelle im Bereich Medien.

„Ich habe da fast nichts gelernt und mich nicht weiterentwickelt“, erzählt Zhao. „Außerdem habe ich monatlich nur 5000 Yuan (645 Euro) pro Monat verdient, das war nicht viel.“

Der Umfrage zufolge werden in der Medien- und Unterhaltungsbranche die meisten Jobs gewechselt (74,5 Prozent), knapp gefolgt von der Immobilienbranche (70,7 Prozent). Etwa 19 Prozent aller Arbeitnehmer wechseln pro Jahr die Arbeitsstelle.

Zhao hatte nach seinem Uniabschluss im Juni acht Monate lang bei der Werbefirma gearbeitet. „Innerhalb eines Jahres den Job zu wechseln ist zu häufig. Drei Jahre sind eine angemessene Zeit“, so Zhao. „Wenn ich eine Stelle finde, wo ich viel lernen kann, bleibe ich länger.“

Der 39-jährige Versicherungsangestellte aus Shanghai meint, ein Wechsel habe unterschiedliche kurzfristige und langfristige Auswirkungen: „Man kann kurzfristig mehr verdienen und aufsteigen, aber die Loyalität zum Arbeitgeber sinkt, was die langfristige Karriereplanung beeinflussen könnte.“