Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Justin Yifu Lin, erklärte in einem am 14. Januar von der People’s Daily veröffentlichten Artikel, dass China alle Voraussetzungen besitze, um die Falle des mittleren Einkommens problemlos zu überwinden.

Lin, derzeit Berater des chinesischen Staatsrats sowie Direktor des Zentrums für New Structural Economics an der Peking-Universität, erklärte, dass eine korrekte Anerkennung der wirtschaftlichen Einstufung der Länder durch die Weltbank für das Verständnis der mittleren Einkommensfalle erforderlich sei.

Seit 1989 werden Volkswirtschaften ausschließlich basierend auf dem Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf in die vier Einkommensgruppierungen niedrig, untere Mitte, obere Mitte und hoch eingeteilt.

Einige seien der Meinung, dass die Schwellenwerte der Klassifizierung mit der Zeit stets anstiegen, und tatsächlich würden diese in Übereinstimmung mit dem Preisniveau schwanken, sagte Lin. Er betonte jedoch, dass das tatsächliche Niveau der Schwellenwerte faktisch relativ stabil sei.

Aufgrund der Entwicklung der Weltwirtschaft ist das Verhältnis zwischen dem Schwellenwert hoher Einkommen sowie dem durchschnittlichen BNE pro Kopf der Industrieländer generell rückläufig. Beispielsweise betrug der Schwellenwert in den USA Anfang der 1990er Jahre 30 Prozent des BNE pro Kopf, sank aber im Jahr 2016 auf 22 Prozent.

Darüber hinaus wies Lin darauf hin, dass sich das pro Kopf-BNE, welches zur Klassifizierung von Volkswirtschaften verwendet werde, vom verfügbaren pro-Kopf-Einkommen unterscheide, und ergänzte, dass Letzteres statistisch offensichtlich niedriger als Ersteres sei.

Im Jahr 2016 ergab sich für China ein pro Kopf-BNE von 8.260 US-Dollar und in naher Zukunft wird ein Wachstum von 6 Prozent beibehalten. Wenn sowohl der Schwellenwert für Volkswirtschaften mit hohem Einkommen als auch die chinesischen Rohstoffpreise jährlich um ein Prozent steigen und der Wechselkurs von Yuan zu US-Dollar bei 6,7 bleiben würde, könne China voraussichtlich 2023 in die Reihe der Volkswirtschaften mit hohem Einkommen vordringen, prognostizierte Lin.

Er merkte an, dass es nicht nur eine Frage des Wachstums sei, um zu einer Volkswirtschaft mit hohem Einkommen zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, bestehen ihm zufolge die drei vorrangigen Aufgaben Chinas im kontinuierlichen Ausbau von Technologien und Industrien, in der Verschmälerung der Wohlstandslücke sowie in der Verbesserung des Ökosystems.

Lin sagte jedoch, dass China innerhalb der Volkswirtschaften mit hohem Einkommen immer noch eine relativ niedrige Position innehaben werde, selbst wenn es den Schwellenwert überschreite. Er empfahl, dass China von anderen Ländern lernen und Rückschritte vermeiden solle.

Sobald China die Schwelle der Volkswirtschaften mit hohem Einkommen überschreite, werde der Anteil dieser Bevölkerungsgruppierung von derzeit 16 auf 35 Prozent ansteigen. Dadurch werde sich nicht nur der Lebensstandard der 1,4 Milliarden Chinesen verbessern, sondern auch ein riesiger Markt für die 5 Milliarden Menschen in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen geschaffen, ergänzte Lin.