Zur Förderung militärisch-ziviler Integration will China Innovationen durch die Entwicklung von High-Tech-Industrien mit Militärtechnologie stärken. Dadurch sollen neue Wachstumsträger gefördert und die Wirtschaft angekurbelt werden.

Am vergangenen Montag veröffentlichte der Staatsrat eine Richtlinie zur Vertiefung der militärisch-zivilen Integration in der wehrtechnischen Industrie. Diese hat zum Ziel, den Austausch technologischer Innovationsgrundlagen und -einrichtungen zwischen militärischen und zivilen Sektoren zu fördern, während vermehrt Anstrengungen unternommen werden, militärische Technologien in nichtmilitärischen Gebieten anzuwenden.

Die militärische Integration werde sich außerdem auf Schlüsselbereiche wie Raumfahrt, Cyberspace und Meereswissenschaften konzentrieren, während dazu ermutigt werde, privates Kapital in Militärindustrien zu investieren, heißt es in dem Dokument.

Die Richtlinie bildet den jüngsten Schritt der Zentralregierung zur Förderung der militärisch-zivilen Integration, um die militärischen Auftragsvergaben auf zivile Sektoren auszuweiten sowie militärische Spitzentechnologien für zivile Zwecke im Rahmen der Strukturreform der Angebotsseite anzuwenden.

Im Juni veröffentlichte das Generalsekretariat des Staatsrats eine Richtlinie zur Entwicklung der Zivilluftfahrt, um den Luftraum in unter 3.000 Metern Höhe und andere Branchen wie Cyber-Sicherheit und Satellitennavigation zu öffnen.

Shi Haiming, außerordentlicher Professor an der National University of Defense Technology (NUDT), sagte, dass die Richtlinie sowohl für private als auch für militärische Unternehmen Vorteile bringe, indem zur Verschlankung der Verwaltung die Vorabgenehmigungen in nachträgliche Prüfungen umgewandelt werden sollen, mit Ausnahme strategischer Waffen.

Unterdessen sagte Shi, dass die Richtlinie die Zugangsschwelle für Unternehmen im Bereich der Waffenausrüstung senken und den Prozess transparenter machen werde.

Das Dokument werde zudem die institutionellen Kosten für private Unternehmen durch den Aufbau besserer Plattformen zur Förderung der militärisch-zivilen Integration weiter reduzieren, ergänzte er.

Tatsächlich sind viele entwickelte Volkswirtschaften in hohem Maße von militärisch-ziviler Integration abhängig.

Beispielsweise verkauft der Flugzeugbauer Boeing in den USA Flugzeuge aus der chinesischen Zivilluftfahrt im Wert von mehreren Milliarden Dollar jährlich und ist für seine hochwertigen Militärflugzeuge bekannt. Viele japanische multinationale Unternehmen wie Toshiba und Mitsubishi verfügen über eine Abteilung, die militärische Aufträge entgegennimmt.

Die Integration sei ein weltweiter Trend, um die nationale Verteidigungsfähigkeit umfassend zu verbessern, so Jiang Luming, Professor an der NUDT.

In Ländern wie den USA, Großbritannien und Deutschland seien weniger als 15 Prozent der militärischen Technologien ausschließlich für militärische Zwecke bestimmt und über 80 Prozent würden für zivile Zwecke verwendet, erklärte er.

Jiang sagte im Oktober letzten Jahres, dass aufgrund der zuvor getrennten militärischen und zivilen Industrien etwa 290.000 nationale Verteidigungsrechte an geistigem Eigentum in China ungenutzt seien.

Bahnbrechende Technologien wie Motoren und Aluminiumlegierungen könnten beispielsweise dazu beitragen, Überkapazitäten in der Produktion zu verringern und die chinesische Wirtschaft zu verändern, sagte er. Diese neuen Technologien könnten das Wirtschaftswachstum und die nationale Verteidigung wesentlich fördern, ergänzte Jiang.

Die Militärindustrie habe die Priorität, hochmoderne Technologien anzuwenden und bahnbrechende Innovationen zu entwickeln, wurde Lu Guangshan, Vorsitzender der Avionics System Co unter der Aviation Industry Corporation in China, von den Shanghai Securities News zitiert.

„Zum Beispiel wurden Virtual Reality-Headsets zuerst in Helmen für Kampfflugzeuge verwendet, und mein Unternehmen hat sechs zivile Industrien wie virtuelle Realität, Drohnen, Robotik und Smart Wearing entwickelt“, so Lu weiter.

Militärunternehmen werden ermutigt, mit Lokalregierungen zusammenzuarbeiten, um ihr nützliches Fachwissen einzusetzen und eine große Anzahl neuer High-Tech-Industrien zu entwickeln, sagte Long Hongshan, leitender Ingenieur bei der staatlichen Verwaltung für Wissenschaft, Technologie und Industrie für nationale Verteidigung, auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche.

Diese neuen Industrien würden zukünftig eine wichtige Rolle bei der Förderung des lokalen Wirtschaftswachstums und der Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten spielen, erklärte Long.

Derzeit seien 30 Prozent der von chinesischen Militärunternehmen hergestellten Produkte für militärische Zwecke bestimmt und die anderen 70 Prozent für zivile Zwecke, fuhr er fort.

In Zukunft würden High-Tech-Industrien die Hälfte der militärbezogenen Wirtschaft abdecken, ergänzte Long.