×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Es funkt in Beijing

(CRI)
Mittwoch, 22. November 2017
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Nicht Paris, sondern Beijing ist die Stadt der Liebe. Denn nirgendwo sonst auf der Welt funkt es so oft zwischen den Menschen wie hier; so betrachtet, muss auch ich verliebt sein, sogar in das halbe Büro. Besonders kräftig hat es vor ein paar Tagen zwischen mir und einer verheirateten Kollegin gefunkt. Muss ich mir Sorgen um meinen moralischen Kompass machen?

Nein, denn es hat auch zwischen mir und etlichen Türen gefunkt. Auch sprang der Funke von mir zu Kühlschränken und Tischen über. Ja, sogar mit einem stählernen Geländer bin ich jetzt auf diese schmerzhafte Weise vertraut.

Alle, die noch nicht an meinem Geisteszustand zweifeln, haben sicherlich erkannt, dass hier nicht Amors Pfeile fliegen, sondern elektrische Ladungen.

Damit sich etwas entladen kann, muss es geladen sein. Klingt logisch. Aber wie geschieht dies genau? Machen wir einen Exkurs in die Physik. Keine Angst, es wird ein kurzer Trip und ich werde Fachtermini wie Stoßionisation, Schlagweite oder Plasma vermeiden.

Die meisten Körper sind elektrisch neutral. Das heißt: Sie enthalten die gleiche Anzahl von Elektronen und Protonen. Um einen Körper aufzuladen, muss dieses Gleichgewicht gestört werden, indem man Ladungen, also Elektronen auf ihn überträgt oder von ihm wegnimmt. Das geht hervorragend durch Reibung. Aus Schulzeiten kennen die meisten von uns bestimmt noch den Trick mit dem Luftballon. Reibt man den eine Weile am Pullover und hält ihn dann an den Kopf, stehen einem die Haare zu Berge, die dann auch elektrostatisch aufgeladen sind.

Das funktioniert ähnlich, wenn wir mit Gummisohlen über einen Teppich gehen und uns danach die Türklinke mit einem Stromschlag begrüßt. Ballon und Sohlen bestehen aus Kunststoff und dieser neigt besonders dazu, sich elektrostatisch aufzuladen.

In Deutschland kommen die kleinen lästigen Entladungen so selten vor, dass man den Schmerz schnell wieder vergisst. Im winterlichen Beijing hat man dagegen, zumindest als Ausländer, mehrfach täglich das Vergnügen.

Warum funkt es in Beijing so viel öfter als zum Beispiel in Hannover? Ab einer Luftfeuchtigkeit von etwa 55 Prozent ist die Leitfähigkeit der Luft ausreichend hoch, damit elektrische Ladungen gleich in die Atmosphäre abgeleitet werden, ohne dass der Mensch zusammenzuckt.

In Deutschland haben wir dank des miesen Wetters fast das ganze Jahr über eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 55 Prozent. Im Dorfteich ist sie sogar noch höher und dort ist es noch unwahrscheinlicher, dass einem beim Schwimmen eine Türklinke einen elektrischen Schlag verpasst. Bei einem Gewitter aber …

… Spaß beiseite, gehen wir wieder dahin zurück, wo es weh tut, nach Beijing. Gerade jetzt im Winter ist die Luftfeuchtigkeit meist deutlich unter den magischen 55 Prozent. Die Luft fühlt sich trocken an und man ist dazu geneigt, schon von wegtrocknenden Nasenschleimhäuten zu fantasieren, obwohl das wissenschaftlich

betrachtet absoluter Blödsinn ist.

Ich fühle mich manchmal wie ein Schaf, das immer wieder gegen den Elektrozaun läuft. Ob auch noch andere Menschen so geladen sind wie der Duracell-Hase, frage ich im Café ein paar Gäste. Mykhailo aus der Ukraine hat Erfahrungen mit den kleinen lästigen Stromstößen:

„Ja und ich muss sagen, dass ich die Ursache nicht kenne. Aber in China kommt das viel häufiger vor als in meinem Land. Vielleicht hängt das von den Wetterbedingungen ab, von der Luftfeuchtigkeit oder etwas anderem.

Diese schlechte Erfahrung mache ich üblicherweise immer, wenn ich aus einem Taxi steigen will und die Tür aufmache. Ich weiß nicht warum. Ich kenne den Grund nicht."

Die Einheimische Frau Liu weiß auch, wovon Mykhailo spricht:

„Stromstöße sind ganz normal, besonders im Winter – zum Beispiel, wenn ich die Kleidung ausziehe oder wenn ich im Bus den Haltegriff anfasse oder eine Tür auf- oder zumache."

Gerade wir Ausländer sind diesen Naturgewalten hilflos ausgeliefert. Mykhailo sagt:

Ich weiß tatsächlich nicht, was zu tun ist und ich möchte wirklich gerne wissen wie man das vermeiden kann. Ich denke, wir müssen die Lösung finden.

Fragen wir doch am besten die Einheimische Frau Liu, vielleicht weiß sie Rat.

„Bevor ich meine Kleidung anziehe, reibe ich meine Hände, um den Stromschlag zu verringern. Im Bus mache ich das auch oder ich schmiere mir die Hände mit Handcreme ein. Bevor ich die Tür auf- oder zumache, reibe ich meine Hand an der Wand. Dadurch kann ich Stromstöße verhindern."

Nun, wenn wir diese klugen Ratschläge beherzigen und es funkt immer noch im Büro, dann sind wir wirklich verliebt und sei es in einen besonders attraktiven Stuhl.

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.