Laut einer am Montag veröffentlichten Erhebung herrscht unter chinesischen Transsexuellen hoher Bedarf an medizinischer Versorgung. 62 Prozent möchten eine Hormontherapie machen, 51 Prozent wünschen sich geschlechtsangleichende operative Eingriffe.
Die Nachfrage in beiden Bereichen sei nicht gedeckt, so der Bericht. Nur 6 Prozent der Befragten sind mit der Verfügbarkeit von Hormontherapien in China zufrieden, nur 2 Prozent mit der Verfügbarkeit von geschlechtsangleichenden operativen Eingriffen.
Der Bericht über die Situation von chinesischen Transsexuellen wurde vom Beijing LGBT Center und der Fakultät für Soziologie an der Peking-Universität zusammengestellt. Unterstützung gab es vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und der niederländischen Botschaft.
„Die medizinischen Ressourcen sind aktuell nicht ausreichend”, meint die Leiterin des Transsexuellenprogramms am Beijing LGBT Center Kelly Kiseki.
Transsexuelle fallen auch regelmäßig emotionaler Vernachlässigung, verbaler und physischer Misshandlung sowie anderen Formen von Gewalt in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit zum Opfer, so der Bericht.
„Diskriminierung am Arbeitsplatz ist ein Grund, warum relativ viele der Befragten wenig verdienen”, so Xin Ying, Direktor des Beijing LGBT Center, der 2008 gegründet wurde. Der Bericht zeigt, dass 33,5 Prozent pro Jahr weniger als 25.000 Yuan (3200 Euro) netto verdienen.
Laut James Yang, Leiter des Transsexuellenprogramms für Beijing beim UN-Entwicklungsprogramm, seien Transsexuelle in einem Teufelskreis gefangen.
„Die Diskriminierung und das geringe Einkommen machen geschlechtsangleichende Behandlungen schwierig, das führt zu einer hohen Selbstverletzungs- und Suizidrate.”
Fast die Hälfte der Transsexuellen in China habe schon einmal über Selbstmord nachgedacht, viele von ihnen wollen konkret ihrem Leben ein Ende setzen, das belegt die am Montag veröffentlichte Erhebung.
Der Bericht enthält keine Schätzung über die Zahl der Transsexuellen in China, aber von den 2060 Befragten haben 46,2 Prozent schon einmal über Suizid nachgedacht, 12,7 Prozent der Befragten haben schon einmal einen Selbstmordversuch überlebt.
In dem Bericht steht auch, dass 44,5 Prozent schon mal über Selbstverstümmelung nachgedacht haben, 21,2 Prozent haben sich schon einmal selbst verletzt.
Xin meint, Transsexuelle befinden sich gesellschaftlich schon lange in einer schwierigen Situation.
„Viele von ihnen tragen schwere psychische Schäden davon”, so Xin.