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Internetportal für gebrauchte Bücher bald landesweit verfügbar

(German.people.cn)
Dienstag, 07. November 2017
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Leseratten in ganz China müssen bald das Haus nicht mehr verlassen, um günstig an neuen Lesestoff zu kommen. Ein Internetstartup für gebrauchte Bücher will das Geschäft bald auf ganz China ausweiten. Über das Portal können Literaturbegeisterte im ganzen Land dann nicht nur günstig Bücher bestellen, sondern auch Rezensionen schreiben und sich mit anderen austauschen.

Wenn Wei Ying, 31, neue Sachen kauft, ist sie wählerisch. Kleidung kauft sie immer von dem Geld, das sie durch den Verkauf ihrer alten Sachen verdient hat. An der Uni war sie aber nicht für neue Sachen, sondern für ihre Sammlung von gebrauchten Büchern und DVDs bekannt, um die ihre Kommilitonen sie oft beneidet haben.

Im Mai hat sie in einer zweistöckigen Wohnung im Norden Beijings den Online-Shop „Deja Vu” gegründet, der sich auf gebrauchte Bücher spezialisiert. Bücherstapel füllen die kleine Wohnung, in der ein paar Mitarbeiter eifrig schmutzige Bücher mit Tüchern und etwas Alkohol reinigen, andere Bestellungen von den Regalen zusammensuchen.

Neuerscheinungen sind oft innerhalb weniger Stunden ausverkauft.

„Mein Traum von Wiederverwertung ist Realität geworden”, sagt Wei und fügt hinzu, dass Deja Vu beliebt sei, weil wieder mehr Chinesen Bücher kaufen, allerdings wenig Platz zur Lagerung haben.

Seit der Eröffnung haben sich mehr als 50.000 Nutzer registriert, darunter 10.000 aktive Händler. Zehn Großstädte in China werden bedient und ab Ende November will man ganz China beliefern.

Klassische Buchläden verkaufen seit 2014 immer weniger, aber einem Bericht des Beijinger Unternehmens Openbook.com zufolge ist der Absatz von Büchern im Internet in der ersten Hälfte dieses Jahres um 30 Prozent gestiegen, während klassische Einzelhändler schon rote Zahlen schreiben mussten.

Auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Douban gibt es eine Gruppe „Leseratten” mit fast 350.000 Mitgliedern, die ihre aktuellen Bücher empfehlen und ihre gebrauchten „Schätze” mit anderen Nutzern teilen und tauschen.

Überall findet man Angebote: „200 Yuan (€25) für 10 gebrauchte Bücher, nur Beijing” oder „Gebrauchte Bücher, Schnäppchen, Warensendung”.

„Wir Leseratten schmeißen unsere Bücher ungern weg, aber wegen begrenzter Lagermöglichkeiten muss ich Bücher weggeben, also suche ich andere, mit denen ich tauschen kann”, so Wang Hongfei, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Beijing Normal University.

Wie viele andere Buchbesitzer, war Wang seiner Zeit mit einem Koffer voller Bücher unterwegs und hat nach Käufern mit einem ähnlichen Geschmack gesucht.

Deja Vu hat den Verkauf allerdings auf wenige Klicks mit dem Smartphone reduziert. Verkäufer müssen nur den Barcode scannen, bekommen den Verkaufspreis angezeigt und müssen dann nur noch auf die Abholung durch den Kurier warten.

Anders als gängige Plattformen für den Gebrauchtbuchhandel hat Deja Vu Kaufabwicklung, Preismodell und Verpackungen standardisiert. Wenn jemand etwas bestellt, bekommt der Verkäufer eine Benachrichtigung und kann die Bezahlung online einsammeln.

Wei wurde von Bookoff inspiriert, Japans größte Ladenkette für gebrauchte Bücher. Bücher werden für 10 bis 30 Prozent des Neupreises gekauft und die Läden können jeden Tag 1000 Bücher verkaufen und dann mit 1000 neuen Büchern aufstocken.

„Mehr Nutzer sagen uns, dass sie auf unserer Plattform auch nach seltenen Büchern suchen, also haben wir unsere Palette erweitert”, so Wei.

Allerdings bietet die Plattform keine Bücher zur Vorbereitung auf spezifische Tests an, ebenso keine pseudowissenschaftliche Literatur, individuelle Lebensberater, kaputte oder gefälschte Ware.

Wei erklärt, bei den meisten Büchern werde online die Echtheit festgestellt, allerdings seien manche Fälschungen vom Original kaum zu unterscheiden. Wenn Fälschungen durch Analyse der Formatierung und des Drucks erkannt werden, entsorge man sie über ein Recyclingcenter.

In China kaufen und verkaufen Leute schon seit ein paar Jahren gebrauchte Bücher im Internet, allerdings konnten die Leute nicht so richtig miteinander kommunizieren, meint Wei. Sie möchte eine Community aufbauen und entsprechende Dienste anbieten.

„Wir wollen, dass Deja Vu wie ein ‚Musikfestival’ wird und nicht wie ein ‚Bahnhof’. In einem Bahnhof unterhält sich niemand, aber auf einem Musikfestival tauschen sich die Leute über die Musik aus”, so Wei.

Früher musste man auf Flohmärkten selber Kisten mit alten Büchern durchsuchen, so Li Chan, Geschäftsführer bei Deja Vu. „Jetzt können Leute viel leichter kaufen und verkaufen. Viele fügen den Bestellungen sogar eine Nachricht hinzu und teilen ihre persönlichen Erfahrungen.”

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