Mann sein, ist nicht einfach. Männer starren auf fremde Hintern, Männer können ihre Finger nicht bei sich behalten, Männer machen dämliche zweideutige Kommentare und überhaupt benehmen sie sich ziemlich oft daneben. Deshalb haben sich die Betreiber der U-Bahn in Guangzhou und Shenzhen Ende Juli dazu entschlossen, die schlimmen Finger vor die Tür zu setzen. Vor die Tür bestimmter U-Bahn-Abteile zumindest. Die sind jetzt nämlich nur noch für Frauen. In der Rushhour morgens und abends ist „Ladies first" hier die Devise. Der erste und der letzte Wagen einiger U-Bahnlinien sind nun zu speziellen Zeiten dem schönen Geschlecht vorbehalten. Dazwischen dürfen auch Männer die Frauenabteile benutzen.

Die Meinungen sind geteilt. Einige beschweren sich darüber, dass nun in der Rushhour die anderen Abteile überproportional voll sind, andere unterstützen die Geschlechtertrennung. Und manche sind sich nun unsicher, ob sie ihren minderjährigen Sohn mit in das Abteil nehmen dürfen.

Die Verantwortlichen möchten Frauen und Mädchen ein sicheres Umfeld und die Möglichkeit einer U-Bahnfahrt ohne unsittliche Berührungen oder ungewollte Flirtereien ermöglichen. Männer und zivilisiertere Gesellschaft passen wohl nicht in ein gemeinsames Abteil. Shenzhen sieht sich laut Verantwortlichen als Weltstadt – urban und zivilisiert und auf höchstem sozialem Niveau. Wären da nicht die Männer… Deshalb nun die speziellen Wagen für Frauen.

Damit Mann die auch wahrnimmt, sind einige klischeehaft pink und mit Blümchen beklebt. Welcher Mann will da schon freiwillig einsteigen? Offenbar doch noch zu viele. In einigen Frauenabteilen in der Shenzhener U-Bahn waren eine Woche nach Einführung der neuen Regelung tatsächlich mehr Männer als Frauen zu finden. Woran liegt`s? Weil Männer testosterongesteuert nicht fähig sind, das „For women only" Schild zu lesen? Oder weil sie testosterongesteuert lesen „For women only" und sich die schöne Aussicht nicht entgehen lassen wollen? Wer weiß das schon…

Text: Svenja Schmidt