×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Die Wiedergeburt des traditionellen chinesischen Bogenschießens

(German.people.cn)
Montag, 10. April 2017
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Beeindruckt von den positiven Veränderungen seines Sohnes widmet sich ein 54-Jähriger aus Jinan der Wiederbelebung und Weitergabe des in der konfuzianischen Tradition verankerten chinesischen Bogenschießens.

Zheng Haiting und drei Schülerinnen üben am Daming-See in Jinan (Provinz Shandong) das zeremonielle Bogenschießen im Kuixu-Stil. (Bild: Zhu Feng, China Daily)

Die moderne Version der traditionellen Sportart betont die Kultivierung positiver Eigenschaften.

Am 2. April hätten sie am Daming-See, einer malerischen Landschaft in Jinan (Hauptstadt der Provinz Shandong), Augenzeuge eines ungewöhnlichen Anblicks werden können - mehrere in Han-zeitliche (206 v. Chr.- 220 n. Chr.) Kostüme gekleidete Menschen, die am Seeufer mit Pfeil und Bogen schießen.

Die Gruppe übte das zeremonielle Bogenschießen im Kuixu-Stil, eine vom 54-jährigen Zheng Haiting entwickelte moderne Interpretation der traditionellen Sportart.

„Unser Bogenschießen belebt traditionelle Zeremonien, weshalb wir uns in traditionelle Kostüme kleiden. Der Stil ist durchtränkt von der traditionellen Kultur“, so Zheng.

„Das zeremonielle Bogenschießen soll den Teilnehmern bei der Kultivierung von Tugenden wie gegenseitigem Respekt, Teamgeist und der Fähigkeit, sich bei Wettkampfunterbrechungen ruhig zu verhalten, helfen.“

Ale eine der traditionellen Sechs Künste, die ihre Wurzeln in der konfuzianischen Philosophie haben und das Fundament der Ausbildung in der alten chinesischen Kultur bildeten, genießt das Bogenschießen in China eine lange Tradition. Während der Qing-Dynastie (1644-1911) trat es in eine Periode des Niedergangs ein, erlebt aber jetzt eine Wiedergeburt.

Am Ende der 30 Meter langen Bogenschießanlage am Daming-See schmückt ein konfuzianisches Reimpaar die Zielwand: „Der Bogenschütze, der verschießt, macht nicht das Ziel verantwortlich. Er hält inne, korrigiert sich und schießt erneut.“

Zheng demonstriert seinen Studenten eine Bogenschießform. (Bild: Zhu Feng, China Daily)

Für Zheng symbolisiert der Ausspruch die positiven Eigenschaften, welche Bogenschießen den Praktizierenden vermitteln kann. Hierauf legt er größeren Wert als etwa auf die individuellen Ergebnisse eines Bogenschützen.

Die von ihm entwickelte Form des Bogenschießens beinhaltet sogar die gegenseitige Begrüßung der Bogenschützen und ihrer Ziele.

Die Betonung der Fähigkeit dieser Sportart, positive Eigenschaften der Übenden zu fördern, geht auf das Jahr 2006 zurück. Zheng bemerkte damals große Veränderungen bei seinem Sohn, nachdem dieser mit japanischem Bogenschießen angefangen hatte.

„Er war nicht mehr egozentrisch und hat sich aktiv um andere Menschen gekümmert“, erinnert sich Zheng.

„Einem Klassenkameraden, der eine Beinverletzung erlitt, hat er eine Woche lang jeden Tag geholfen, zur Schule zu kommen. Zudem war er disziplinierter, hat sich etwa daran gewöhnt, täglich um 6 Uhr aufzustehen.“

Zheng war von den Veränderungen seines Sohnes so beeindruckt, dass er sich entschlossen hat, selbst japanisches Bogenschießen zu üben. „Mir fiel auf, dass es sich sehr gut für die Kultivierung positiver Eigenschaften eignet“, so Zheng.

„Aus Lehrbüchern erfuhr ich, dass das japanische Bogenschießen auf Riten aus der Zhou-Dynastien (zirka 11. Jahrhundert - 256 v. Chr.) zurückgeht. Daher dachte ich mir, warum nicht gleich das traditionelle chinesische Bogenschießen wiedererwecken?“

Mit diesem Wissen hat Zheng seinen Betrieb geschlossen und damit begonnen, alles zu lernen, was er über Chinas traditionelles Bogenschießen erfahren konnte.

Er ordnete die erforderlichen Abläufe und beauftragte einen professionellen Kostümbildner mit der Anfertigung von Han-zeitlichen Kleidern.

Seine Anstrengungen haben sich ausgezahlt. Seither sind Tausende gekommen, um von ihm zu lernen. Eine Mittelschule in Jinan hat das zeremonielle Bogenschießen sogar in ihren Lehrplan integriert.

Zhu Feng, dessen Sohn seit zwei Jahren das zeremonielle Bogenschießen übt, hat mehrere positive Veränderungen bei seinem 11-jährigen Jungen bemerkt.

„Die größte Veränderung ist seine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit. Er ist jetzt geduldiger und hört uns zu“, sagte Zhu.

Zhengs einzige wirkliche Sorge für die Zukunft des zeremoniellen Bogenschießens ist, dass es aktuell aufgrund konkurrierender Denkschulen keine nationalen Standards für die Sportart gibt.

„Bisher wurden noch keine nationalen Standards formuliert, aber wir Förderer des zeremoniellen Bogenschießen sind uns einig, dass die zeremoniellen und tugendhaften Eigenschaften der Sportart betont werden sollten, anstatt sich in Richtung eines Wettkampfs zu entwickeln“, sagte Zheng.

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.