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Tradition und Aberglaube am Qingming-Fest

(German.people.cn)
Dienstag, 28. März 2017
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Dem alljährlichen Wiederaufleben abergläubischer Praktiken zum chinesischen Totengedenkfest kann man durch die Betonung der sozialen Verantwortung und die Bereitstellung moderner Handlungsalternativen begegnen.

Am Qingming-Fest, das gewöhnlich auf Anfang April fällt, bekunden die Menschen ihren Respekt gegenüber den verstorbenen Familienmitgliedern.

Die Huldigung an verstorbene Seelen ist eine Tradition, aber einige Menschen geben sich während des Qingming-Festes ungewöhnlichen Praktiken hin, lesen aus buddhistischen Schriften oder verbrennen Räucherstäbchen, um Buddha für die Erlösung der Seelen ihrer verstorbenen Familienmitglieder anzurufen. Manche zünden sogar Feuerwerkskörper, um böse Geister abzuwehren.

Zudem sieht man nicht selten Menschen, die auf Gehwegen und in Straßenecken Papiergeld verbrennen, dadurch die Umwelt verschmutzen und Fußgänger stören. Tatsächlich verbrennen sie nicht nur Papiergeld, um ihre Vorfahren zu erfreuen. Papiervillen, -autos und -Smartphones sind für viele Menschen eine populäre Wahl, mit einigen, die den verstorbenen Seelen sogar Viagra offerieren.

Solche im Namen der Pietät gegenüber den verstorbenen Seelen durchgeführte Aktivitäten, die auch schon Waldbrände an Berghängen verursacht haben, sind nichts als eine Farce. Sie sind kein Teil der Tradition, sondern ein billiger Abklatsch der Wünsche lebendiger Menschen, die sie auf die Verstorbenen übertragen.

Natürlich gibt es diejenigen, die am Qingming-Fest Bäume und Blumen pflanzen, einen Blumenstrauß offerieren oder ein Musikstück für ihre verstorbenen Familienmitglieder spielen.

Im Zeitalter des Internets haben viele Menschen neue Möglichkeiten gefunden, den Toten zu huldigen. Im Jahr 2000 tauchte etwa der erste Online-Gedächtnissaal auf, der dabei hilft, die Stimmen der verstorbenen Seelen zu bewahren. Nutzer, die ihren Ahnen huldigen wollen, können zu jeder Zeit die Online-Gedächtnisseite aufrufen, Blumen und Kerzen offerieren oder ein Musikstück abspielen. Dabei handelt es sich um eine umweltfreundliche und sichere Methode, um den Toten seine Aufwartung zu machen.

Beijings Stadtverwaltung hat kürzlich die Bevölkerung dazu ermuntert, die Asche ihrer Verwandten im Evergreen-Park des Bezirks Chaoyang zu bestatten. Die erste Gruppe freiwilliger Anmeldungen umfasst mehr als 30 Familien, was als neue Tendenz der Unterhaltung von Grabstätten betrachtet werden kann.

Die Qingming-Gebräuche unterscheiden sich von Ort zu Ort und von Familie zu Familie. Aber viele Praktiken sind landesweit verbreitet, und man kann leicht zwischen Tradition und Vulgarität differenzieren.

In der heutigen Marktwirtschaft bestimmt selbst bei Begräbnissen die Nachfrage das Angebot.

Obwohl die traditionellen Praktiken bei jedem Qingming-Fest aufleben, entstehen auch fortwährend neue Tendenzen. Die Menschen müssen daher Selbstdisziplin sowie gesellschaftliche Verantwortung entwickeln und lernen, wie man sich nicht von anderen beeinflussen lässt. Je selbstdisziplinierter die Menschen sind, desto weniger werden sie sich von possenhaften Ritualen anlocken lassen.

Mit der Entwicklung der Gesellschaft werden Aberglaube und überholte Gebräuche ihre Anziehungskraft für die Menschen allmählich verlieren. Deshalb ist es wichtig, die Entwicklung der sozialen Verantwortung und der Marktordnung zu beschleunigen, um gute Traditionen zu fördern und abergläubischen Praktiken entgegenzuwirken.

 

Der Autor, Mao Shoulong, ist Professor am Institut für Öffentliche Verwaltung und Politik der Renmin-Universität in Beijing.

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