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Griechenlandkrise könnte Chinas Markt schwächen

(German.people.cn)
Mittwoch, 22. Februar 2017
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Die in ihren Ausmaßen überschaubare griechische Finanzkrise birgt als Stimmungsbarometer des Euroraums Sprengstoff für die Weltwirtschaft, den auch China nicht ignorieren kann.

Während den Dekreten und Tweets des amerikanischen Präsidenten Donald Trump viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, müssen wir uns auch der verborgenen Gefahren aus Europa bewusst werden, insbesondere bezüglich der griechischen Schuldenproblematik oder sogar einem frischen Ausbruch der griechischen Schuldenkrise, die Länder rund um den Erdball einschließlich Chinas beeinflussen könnte. Die Rendite für zweijährige Anleihen Griechenlands schossen vor kurzem in die Nähe von 10 Prozent, der höchste Stand seit dem letzten Juni. Am siebten Februar warnte der IWF, dass „auch bei einer vollständigen Umsetzung der Reformen nicht zu erwarten ist, dass Griechenland aus seinem Schuldenproblem herauswachsen kann“, und dass die Schulden- und Bruttofinanzierung des Landes „bis 2030 ungefähr 160 Prozent und 20 Prozent des BIP betragen und danach explodieren wird“. Außerdem hat der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble laut einem Bloomberg-Bericht vom achten Februar einen Schuldenschnitt Griechenlands aufgrund der Verletzung europäischer Regeln ausgeschlossen und gesagt, dass das Land für einen solchen das Euro-Währungszone verlassen müsste.

Viele Menschen sind der Überzeugung, dass der griechische Premierminister Alexis Tsipras seinen alten Trick der Drohung mit einem Austritt aus der EU anwenden wird. Aber dieses Mal sind die Voraussetzungen anders. 2017 wird ein Jahr voller Ungewissheiten, die inneren sowie äußeren Umstände ungünstig für eine Lösung von Griechenlands Verschuldungsproblematik.

Griechenlands Staatsschuldenquote (Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt) steht bei 179 Prozent. Zusammen mit der sich verschlechternden Haushaltslage ist Griechenland seit nunmehr acht Jahren auf Mittel des IWF und seiner EU-Gläubiger angewiesen.

Außerdem wird das Land durch Herausforderungen aufgrund seiner schmalen Steuerbasis, der schwachen Finanzaufsicht und Hindernissen bei Strukturreformen geplagt, infolge derer sein Wirtschaftsaufschwung nicht nur hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, sondern auch vor dem Risiko eines scharfen ökonomischen Niedergangs in der Zukunft steht.

Donald Trump hat versprochen, die Beziehungen mit Russland zu verbessern, aber es bleibt unklar, wie die EU auf Bedrohungen durch Russland reagieren wird. Zudem verstärkt der andauernde Prozess des Brexit sowie die diesjährigen Wahlen in Europa die Unberechenbarkeit der politischen Landschaft.

Vor dem Hintergrund der instabilen nationalen und internationalen Lage hat sich Griechenlands Schuldenproblem in diesem Jahr zu einer bedeutenden Gefahr für die globalen Finanzmärkte entwickelt. Ob Griechenlands EU-Gläubiger den Schwierigkeiten gemeinsam gegenüberstehen oder auf ihre eigenen Interessen achten und das Schuldenproblem Griechenlands einfach ignorieren werden, ist ungewiss.

Schwerer wiegt nach meiner Einschätzung die Tatsache, dass verschuldete Nationen trotz der Bereitschaft der EU, Griechenland eine weitere Runde Schuldenerlasse zur Verzögerung einer Schuldenkrise anzubieten, die Absicht für einen Rückzug aus der Union geäußert haben. Dieses Szenario würde den Euro an den Rand des Zusammenbruchs stoßen. Ein Auseinanderbrechen des Euro würde die internationalen Finanzmärkte einschließlich Chinas treffen.

Trotz der Belastung durch die vorherige europäische Schuldenkrise scheinen die Regierungen in der Eurozone sich davor zu verstecken, auf die Verdeckung des Problems durch die Einführung negativer Zinssätze sowie geldpolitischer Lockerungen zu hoffen und die ungelösten Probleme Europas Folgegeneration zu überlassen.

Aber diese Methoden könnten nach hinten losgehen. Negative Zinssätze der Europäischen Zentralbank sollten die Unternehmenskredite erhöhen um die Wirtschaft ankurbeln. Die Bereitstellung von Bankdarlehen an Unternehmen müsste allerdings Gewinne, Risikobereitschaft und Liquiditätswünsche berücksichtigen. Aufgrund des mangelnden Vertrauens in die Konjunkturaussichten dürfen die Risiken einer Verwandlung von Bankdarlehen in Risikokredite nicht unterschätzt werden.

Außerdem zeigen die bisherigen Erfahrungen der Vereinigten Staaten und Japans, dass mit der geldpolitischen Lockerung Finanzkrisen abgewendet werden konnten, aber nicht bei der Stimulierung der Wirtschaft halfen. Die geldpolitische Lockerung könnte die Motivation stark verschuldeter europäischer Länder für eine Verknappung weiter reduzieren und sie dazu veranlassen, sich stattdessen auf das „billige Geld“ zu verlassen und nicht die Ausgaben zur Zurückzahlung der Schulden zu reduzieren. Diese Vorgehensweise würde das Risiko einer neuen Krise allmählich vergrößern.

In diesem Zusammenhang würde die Gelddruck-Methode in der EU den Euro in eine gefährliche Lage versetzen.

Wenn die obengenannte Situation weiter anhält, dann wird sich der Euro wahrscheinlich in zwei Währungsunionen aufspalten, starke Wirtschaften mit geringer Verschuldung wie Deutschland und Frankreich eine Währung und schwache sowie stark verschuldete Volkswirtschaften wie Griechenland und Portugal eine „B-Währung“ verwenden. Sollte sich ihre Verschuldungslage weiter verschlechtern, dann könnten sich einige dieser schwachen Nationen sogar aus der Eurozone zurückziehen und ihre Landeswährung neu auflegen.

Durch die Einführung einer „B-Währung“ oder die Wiederherstellung alter Währungen würden die Aktiva und Passiva dieser Länder den Eurowert anderer Finanzinstrumente nicht mehr berücksichtigen. Das könnte ihre Bilanzen zerstören und finanzielle Erschütterungen in die globalen Märkte aussenden. China und andere Nationen wären nicht in der Lage, deren Einfluss zu unterbinden, was chinesische Unternehmen, die eine Internationalisierung anstreben und Investitionschancen in Europa suchen, vor beispiellose Herausforderungen stellen könnte. Folglich müssen wir mitdenken und Vorsorge treffen.

Der Autor, Liang Haiming, ist Chefökonom der Denkfabrik China Silk Road iValley mit Sitz in Guangzhou.

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