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Kulturfernsehen: Gedichte und Briefe gewinnen in China wieder Publikum

(German.china.org.cn)
Freitag, 17. Februar 2017
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Während des gerade vergangenen chinesischen Frühlingsfests wurde ein TV-Gedichtwettbewerb, die „Chinese Poetry Conference", ausgestrahlt. Er konnte mehr Zuschauer verzeichnen als viele Seifenopern oder Festtagsgalas mit großem Star-Aufgebot. In insgesamt zehn Wettbewerbsrunden konkurrierten über 100 Teilnehmer aus allen Gesellschaftsschichten darum, wer die meisten klassischen chinesischen Gedichten auswendig konnte und das größte Wissen über klassische Gedichte besaß.

Die Wettbewerbsformen waren abwechslungsreich. Die Teilnehmer mussten beispielsweise ein Gedicht zu einem Sandbild aufsagen oder so viele Gedichte mit einem bestimmten Wort wie „Mond" oder „Wein" rezitieren, bis der Konkurrent keines mehr kannte. Für die Fernsehzuschauer gab es außerdem die Möglichkeit, die Aufgaben der Teilnehmer über den Messenger-Dienst „WeChat" gleichzeitig selbst zu lösen. Dies verlieh dem Programm mehr Interaktivität.

Die endgültige Siegerin des Wettbewerbs, Wu Yishu, sorgte ebenfalls für regen Gesprächsstoff. Die 16-jährige Mittelschülerin schlug mit ihren umfangreichen Kenntnissen über antike chinesische Kultur und ihre außergewöhnliche Gelassenheit ihren Finalgegner, einen Dozenten der Peking-Universität. Wu ist zweifellos über Nacht zu einer neuen Ikone der chinesischen sozialen Netzwerke geworden. „Alte klassische Gedichte geben mir ein Gefühl, das mir moderne Menschen nicht geben können. Das Ergebnis des Wettbewerbs ist mir egal. Ich mag die Freude, die von den Gedichten vermittelt wird", erklärte Wu nach dem Wettbewerb.

Der Erfolg der „Chinese Poetry Conference" führte schnell einen neuen Aufschwung von klassischer Literatur in der chinesischen Gesellschaft herbei. So ist das Verkaufsvolumen von Gedichtsammlungen in Buchhandlungen in den letzten Tagen rasch gestiegen. Sogar beim Zusammentreffen mit Freunden ist das Aufsagen von Gedichten zu einer Art Trinkspiel geworden.

Eine weitere TV-Show „Letters Alive" erfreut sich in diesen Tagen ebenfalls hoher Einschaltquoten. Bekannte Schauspieler werden eingeladen, Briefe für das Publikum vorzulesen. Der Produzent der Show hofft, die Zuschauer in das Zeitalter des jeweiligen Briefes zurückzubringen. Ein Brief, ein Schauspieler und ein Tisch – Die Gestaltung der Show ist so einfach, dass Internetuser sie als „Programm ohne Makeup" bezeichnet. Auf Douban.com, einer beliebten chinesischen Film- und Fernseh-Kritik-Webseite, erhielt „Letters Alive" 9,4 von zehn möglichen Punkten.

„Die Leidenschaft der Chinesen für klassische Literatur existiert eigentlich immer, muss aber regelmäßig aufgeweckt werden", kommentierte Meng Man, ein Gast der „Chinese Poetry Conference". Die Popularität der beiden Shows entspreche genau dieser versteckten Nachfrage der Menschen nach traditioneller Kultur, so Meng. Früher habe Klassik oft hoch über den Massen gestanden. Jetzt werden Unterhaltung und kulturelle Verbreitung kombiniert. Die Distanz zwischen Klassik und den Massen verschwinde dadurch.

Text von Hu Hao

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