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Chinas neue konfuzianische Kindergärten

(German.people.cn)
Dienstag, 17. Januar 2017
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Respekt vor Älteren, Mitgefühl und ein harmonisches Miteinander werden an Hunderten von konfuzianischen Kindergärten in China gelehrt. Noch sind sie nur eine Randerscheinung, werden in der Mittelschicht aber immer beliebter.

Kinder rezitieren klassische Texte in der Stadt Rizhao der Küstenprovinz Shandong. (Foto: China Daily)

Kinder mit Gelehrtenhüten verbeugen sich vor einer Statue des Konfuzius, während ihre Eltern mit der Hoffnung zuschauen, ihrem Nachwuchs traditionelle Werte einzuimpfen. Mit Unterstützung der Regierung wurden landesweit Hunderte von privaten Vorschulen gegründet, die sich der Lehre des Konfuzianismus widmen. Sie stellen eine Reaktion auf die wachsende Nachfrage nach traditionellerer Erziehung dar.

An einer solchen Einrichtung in der zentralchinesischen Stadt Wuhan skandieren rund 30 Schüler im Alter von zwei bis sechs im Chor: „Euch gebührt unser Respekt, Meister Konfuzius. Danke für die Güte eurer Lehren und euer Mitgefühl!“ Der fünfjährige Zhu Baichang gesteht, dass er die Maximen nicht verstehe, die er rezitiert, trotzdem sagt er: „Es ist sehr interessant.“

Die 2015 eröffnete Einrichtung hat etwa 160 Schüler deren Eltern 7.000 Yuan (rund 960 Euro) für ein Halbjahr berappen, damit ihre Kinder Konfuzius Ideen von Respekt gegenüber den Eltern und Integrität verinnerlichen. „Wir verstehen nicht alles, wenn er die Klassiker rezitiert“, sagt Baichangs Vater Zhu Minghui. Aber er fügt hinzu, dass die Prinzipien, die „China seit 2.000 Jahren als Richtschnur dienen“, „in seine Knochen übergehen“. Die Lehren des Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) verlangen Respekt vor Tradition und Älteren und waren die offizielle Ideologie des Kaiserreichs China.

An den Schulen beginnen Schüler bereits in jungen Jahren mit dem Auswendiglernen. „Zwischen zwei und sechs Jahren ist die Fähigkeit zum Memorieren ausgezeichnet. Wir säen die Saat der Pietät, des Respekts für Lehrer sowie Mitgefühl“, erklärt Vorschuldirektor Shi. Die Freizeitaktivitäten seien ebenfalls traditionell gehalten. Jungen lernen chinesisches Schach und Mädchen führen im Klassenzimmer nebenan Teezeremonien durch. Aber nach dem sechsten Lebensjahr, der Einschulungszeit für staatliche Grundschulen, registrieren die meisten Eltern ihre Kinder an öffentlichen Schulen.

Während konfuzianische Vorschulen noch eine Randerscheinung im chinesischen Schulwesen darstellen, wächst ihre Popularität bei den Eltern aus der Mittelschicht. Die Chinesische Konfuzius-Stiftung unterhielt zu Beginn des vergangenen Jahres etwa 300 solcher Institutionen – verglichen mit 223.700 normalen Kindergärten – und plant weitere 700 zu eröffnen.

Tongxueguan, eine andere konfuzianische Organisation, eröffnete 2006 seine erste Wochenendschule und unterhält derzeit im ganzen Land mehr als 120 solcher Institutionen mit rund 40.000 Schülern.

„In Folge des wirtschaftlichen Wohlstands entwickeln die Chinesen das Bedürfnis für eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. Sie verlangen auch nach geistiger Erhebung“, so der Gründer von Tongxueguan, Li Guangbin, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Das Rezitieren von Texten und die Teilnahme an moralischem Unterricht können bei Kindern zwar eher nicht zur Kreativität anregen, aber Li meint, es sei wichtiger für sie zu „verstehen, was Menschsein, Gerechtigkeit und soziale Interaktion bedeuten“.

Laut Michael Schuman, dem in Beijing lebenden Autor des Buches „Konfuzius – Der Mann und die Welt, die er schuf“, verlangt es die Chinesen „nach mehr in ihrem Leben“. „Sie denken, dass die chinesische Gesellschaft sehr wohlhabend geworden ist, aber zugleich fehlt ein wenig das Spirituelle. Und sie haben das Gefühl, dass viele der Probleme, mit denen China konfrontiert ist, Ergebnis eines Mangels an moralischer Führung sind.“ 

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