Vier chinesische Experten analysieren die US-Wahl und geben eine Einschätzung über die Zeit nach Trumps Vereidigung im Dezember. Geprägt von innenpolitischer Spaltung eröffnet die Beschäftigung der Vereinigten Staaten mit sich selbst Möglichkeiten einer Neubewertung der bilateralen und internationalen Beziehungen.

Der atemberaubende Sieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump gegen Hillary Clinton bei der US-Präsidentenwahl befeuerte weltweit hitzige Diskussionen über die zukünftige Richtung einer Trump-geführten USA und ihre Interaktion mit der Außenwelt. Global Times lud vier prominente chinesische Experten ein und befragte sie nach ihren Ansichten über die Wahl sowie die Zukunft der US-chinesischen Beziehungen.

Shi Yinhong, Direktor des Zentrums für Amerikastudien an der Renmin-Universität in Beijing

Während der Wahlkämpfe war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Clinton, aber ich habe das Ergebnis erwartet. Trumps Sieg überrascht einige, da frühere Umfragen auf einen Vorsprung Clintons hingewiesen haben. Grundlegende Veränderungen in der US-Innenpolitik haben bereits stattgefunden, die Wahl hat die Kluft zwischen der breiten Masse und den Eliten hervorgehoben.

Trump ist für seine isolationistischen Tendenzen bekannt, und sein Erfolg weist darauf hin, dass mindestens die Hälfte aller Stimmberechtigten misstrauisch gegenüber der Globalisierung ist. Populistische und nationalistische Stimmungen nehmen in den Vereinigten Staaten zu, sogar in Europa, manifestieren in der Brexit- Wahl. Dies wird die globale Wirtschaftsordnung grundlegend verändern.

Trump wird nach dem Amtsantritt seine Wahlkampfversprechen erfüllen, insbesondere hinsichtlich der Außenpolitik. Seine Chinapolitik wird sich negativ auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit auswirken. Die Wahl, zusammen mit Brexit, dokumentiert den Niedergang des Westens.

Unter diesen Umständen könnte die chinesische Regierung, obwohl sie die US-Stärke respektieren wird, auf deren verwelkende politische und gesellschaftliche Institutionen herabblicken. Im Allgemeinen wird Beijing selbstbewusster in Washington auftreten.