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Positive Diskriminierung ethnischer Minderheiten in China bedarf der Anpassung

(German.people.cn)
Freitag, 30. September 2016
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Die Entscheidung für spezielle Duschkabinen zum Schutz der Privatsphäre muslimischer Studenten an der Anhui-Universität für Wissenschaft und Technik erzeugte im Internet eine Welle unterschiedlichster Meinungen. Das Studentenwerk der Universität hat die Kabinen bei der Präsentation seiner neuen Badeanstalt in sozialen Medien angekündigt.

Die Behörde erklärte, dass das Baden für Muslime laut Koran ein privater Vorgang sei, ihr Körper nicht von anderen gesehen werden sollte. Aus Rücksicht auf islamische Sitten hat die Universität spezielle Duschkabinen für muslimische Studenten aufgestellt, getrennt von den Gemeinschaftsduschen ohne Raumteiler für alle anderen Studenten.

Diese anscheinend sorgsame und rücksichtsvolle Planung erregte Stirnrunzeln, wurde von vielen Internetnutzern als „umgekehrte Diskriminierung“ verurteilt. “Warum sollten Muslime einen privaten Duschraum bekommen, andere Studenten aber nicht? Es gibt zu viele Vorzüge für Minderheiten in unserer Gesellschaft”, schrieb ein Weibo-Blogger. Diesen Vorwurf unterstützen immer mehr Menschen in China, wo die Angehörigen der Han-Nationalität die Mehrheit bilden.

Im Jahr 2000 forderten das chinesische Ministerium für Bildung und die staatliche Kommission für ethnische Angelegenheiten, dass Schulen unterschiedlicher Ebenen Halal-Cafeterias für muslimische Studenten betreiben. Sechzehn Jahre später hat sich diese Politik in andere Bereiche ausgebreitet, wie im aktuellen Fall der öffentlichen Badeanstalten. Es gibt andere Beispiele der „positiven Diskriminierung” chinesischer Minderheiten. So können Studenten nationaler Minderheiten Bonuspunkte bei den Universitätseingangsprüfungen bekommen. Minderheiten wurde zudem während der strikten Ein-Kind-Politik die Geburt mehrerer Kinder erlaubt.

Diese Maßnahmen stellen eine positive Diskriminierung dar. Sie wurden entworfen, um sicherzustellen, dass die traditionell in entfernten und unterentwickelten Gebieten lebenden Minderheiten Zugang zu hochwertiger Bildung, einen besseren Lebensunterhalt und Wohlstand in ihren Gemeinschaften erreichen können. Die Minderheiten werden zudem als notwendig für die nationale Integrität Chinas betrachtet. In Kombination mit der gesamtchinesischen Entwicklung nützte diese Politik den Minderheiten - der Analphabetismus sank drastisch, enorme Investitionen führten zum Aufbau einer sehr guten Infrastruktur und die Trennlinien zwischen den ethnischen Gruppen verblassten.

Der ethnische Faktor zur Entscheidung für oder gegen eine Sonderbehandlung ging immer mehr in Richtung Diskriminierung und weg vom Interessenausgleich. Die Mehrheit hat begriffen, dass ihre Unterschiede zu Minderheiten, etwa zum Volk der Manchus, abnehmen.

In den meisten Fällen beschränken sich die Unterschiede auf den Inhalt der Ethnizitätsspalte in Personalausweisen. Sie gehen in dieselben Schulen, benutzen die gleichen Lernmaterialien und haben ähnliche Familienhintergründe, können aber nach ihrer Teilnahme am Nationalen Examen zur Hochschul-Matrikulation, bei dem Minderheiten Bonuspunkte bekommen, möglicherweise eine bessere Universität besuchen. Einige fleißige und intelligente Minderheitsstudenten könnten sogar aufgrund der Vorzüge beleidigt sein, diese als Befangenheit gegen ihre akademischen Fähigkeiten auffassen.

China steht momentan einem bedeutenden Problem bezüglich ethnischer Beziehungen gegenüber. Die Islamfeindlichkeit, die in Europa und den Vereinigten Staaten kocht, pflanzt sich in kleinerem Ausmaß auch in China fort. Die chinesische Politik muss die Ressentiments gegen muslimische Minderheiten reduzieren, nicht schüren. Wenn das momentan negative Klima nicht im Zaum gehalten werden kann, dann könnte die Islamfeindlichkeit zunehmen, sich zu Hass und Ablehnung aller Minderheiten entwickeln, das letzte was China will.

Eine Reihe von Änderungen muss bei der Anpassung der chinesischen Minderheitenpolitik berücksichtigt werden. Die ökonomischen und sozialen Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen nehmen ab, während terroristische Bedrohungen immer zermürbender werden.

Es gibt gewisse Fortschritte bei der Nachjustierung der Maßnahmen, zum Beispiel in einigen entwickelten Ostprovinzen, welche die Reduzierung oder Streichung der Spezialbehandlung von Angehörigen der Minderheiten bei Prüfungen überdenken.

Die Neujustierung der Minderheitenpolitik muss geduldig und sorgfältig erfolgen. Der politische Entscheidungsprozess verlangt nach einer stärkeren Berücksichtigung aller möglichen Antworten der unterschiedlichsten Gemeinschaften.

Bezüglich der universitären Duschraumkontroverse kann man sich fragen, wieso die Behörden nicht anstelle der exklusiven Duschmöglichkeiten für Muslime zunächst eine Umfrage nach dem Bedarf an privaten Duschkabinen durchführten und dann die entsprechende Anzahl für alle Studenten installierten? Die Hervorhebung ethnischer Unterschiede und das Angebot unüberlegter positiver Diskriminierung sollten nicht länger ein Mittel zur Lösung ethnischer Probleme sein.

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