×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Politik und Wirtschaft

Baustopp für nukleare Wiederaufbereitungsanlage in Jiangsu

(German.people.cn)
Freitag, 12. August 2016
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Die Lokalverwaltung einer Küstenstadt in Ostchina erklärte am Mittwoch, vom Bau einer Anlage zur nuklearen Wiederaufbereitung abzusehen. Die Entscheidung folgte tagelangen Protesten der Anwohner.

Ein chinesisch-französisches Gemeinschaftsprojekt trieb Tausende von Menschen aus Sorge um die gesundheitliche Sicherheit auf die Straßen von Lianyungang in der Provinz Jiangsu, um gegen den Bau der 100 Milliarden Yuan (13,52 Milliarden Euro) teuren Anlage zu protestieren.

Die Lokalverwaltung gab am Mittwoch auf ihrer Internetseite bekannt, dass die Stadt „die Standortauswahl und Vorarbeiten für die nukleare Wiederaufbereitungsanlage ruhen lassen“ werde. Es wurden keine weiteren Details genannt.

Die französische Kernbrennstoffgruppe Areva und die China National Nuclear Corporation (CNNC) unterzeichneten 2012 einen Vertrag für das Projekt, dessen Konstruktion 2020 beginnen und bis 2030 beendet sein sollte. Der genaue Standort war bisher noch nicht beschlossen worden.

Einem Medienbericht vom 26. Juli zufolge besichtigte der stellvertretende Direktor der Staatlichen Verwaltung für Wissenschaft, Technologie und Industrie zur Nationalen Verteidigung, in Begleitung von Verantwortlichen der CNNC, einen möglichen Standort in Lianyungang. Dieser Bericht hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen und und zu örtlichen Protesten geführt.

„Der finale Standort wird von der Zentralregierung entschieden, nachdem wissenschaftliche Untersuchungen abgeschlossen wurden, um anschließend der Öffentlichkeit bekannt gegeben und von der Lokalverwaltung bestätigt zu werden“, erklärte Xue Weiming, Geschäftsführer des Tochterunternehmens der CNNC zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen, gegenüber Science Daily am Mittwoch. Das Strahlungsrisiko der Anlage sei gering und der Einfluss auf die Umwelt und naheliegenden Wohngegenden kontrollierbar.

Chen Yong, ein Lehrer am Technikinstitut Huaihai in Lianyungang, meint jedoch, dass es der Transport und nicht der Wiederaufbereitungsprozess sei, über den er sich sorge. „Menschen haben das Recht, sich um ihre Sicherheit zu sorgen und zu verlangen, gefährliche Stoffe nicht in ihrem Hinterhof zu haben“, so Chen. „Die Regierung sollte geduldig mit der Öffentlichkeit kommunizieren und Vertrauen für das Programm aufbauen.“

Auch ein Anwohner namens Zhang zeigt sich besorgt: „Niemand kann uns garantieren, dass die nuklearen Abfälle während ihres Transports zu 100 Prozent sicher sein werden, da Menschen für das Auf- und Abladen und das Fahren nötig sind.“

Die Stadtregierung hat Anfang der Woche versprochen, der Öffentlichkeit zeitnah genaue Informationen zur Anlage zu geben. Des Weiteren wurde mitgeteilt, dass jeder bestraft werde, der falsche Informationen fabriziere oder Gerüchte verbreite.

Lianyungang liegt rund 500 Kilometer nördlich von Shanghai und ist eine Hafenstadt mit 4,5 Millionen Einwohnern. Das örtliche Atomkraftwerk Tianwan besitzt zwei Reaktoren russischer Bauart; zwei weitere Einheiten sind derzeit im Bau. Nach Angaben der World Nuclear Association gibt es insgesamt 34 betriebsfähige Atomkraftwerke auf dem chinesischen Festland, 20 befinden sich im Bau und weitere sind geplant.

Das Tochterunternehmen der CNNC zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen, die Nuclear Fuel Reprocessing Company, wurde 2011 gegründet und zeigt sich für die Vorarbeiten des chinesisch-französischen Gemeinschaftsprojekts verantwortlich. Seit 2015 hat es rund zehn mögliche Standorte in chinesischen Küstenprovinzen geprüft, darunter auch Standorte in Shandong, Fujian und Zhejiang.

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.