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Synchronisierte Filme in China: nicht mehr populär?

(CRI)
Montag, 14. Juli 2014
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Das junge Filmpublikum in China ist heutzutage an Originalversionen gewöhnt, die mit chinesischen Untertiteln im Kino, auf DVD oder im Internet laufen. Mit einem synchronisierten Film können sie wenig anfangen. Anders ist das bei Filmliebhabern. Für sie sind die alten Filmklassiker in chinesischer Sprache eine wichtige Erinnerung an ihre Jugend. Damals waren nämlich noch keine ausländischen Filme mit Untertiteln auf der Leinwand zu sehen.

Die 55jährige Li Che ist so eine Filmliebhaberin. Sie kann sich noch gut an die synchronisierten Filme aus der ehemaligen Sowjetunion erinnern, die ihr damals empfohlen wurden. Spätestens Ende der 1970er Jahre hatte das chinesische Publikum dann aber auch die Möglichkeit, Filme aus dem Rest der Welt anzuschauen – auf Chinesisch, versteht sich.

"Als der japanische Kriminalfilm ‚Die Menschenjagd' zum ersten Mal in die Kinos kam, haben wir ihn uns so oft angesehen, dass manche sogar die Dialoge fließend aufsagen konnte. "

Laut Li wurden die ausdrucksvollen Stimmen der Synchronsprecher für die Rezeption der Hauptfiguren der Filme wichtiger als die visuellen Elemente auf der Leinwand.

"Fast alle ausländischen Filme wurden von den Schauspielern des Shanghaier Studios für Filmsynchronisation [oder] dem Changchun Filmstudio synchronisiert. Ihre Stimmen waren sehr schön, sogar besser als die der ursprünglichen Schauspieler. Wir verehrten und bewunderten sie so wie heutige Filmstars."

Tong Zirong ist einer der bekanntesten Synchronsprecher Chinas. Er gilt als „Prinz der Synchronisationsindustrie". Seine berühmteste Performance hatte im Jahr 1975 im Film "Zorro", wo er die Rolle des französischen Filmstars Alain Delon sprach. Tong schildert, wie er sich auch heute noch auf seine Arbeit als Synchronsprecher vorbereitet:

"Nachdem ich eine Rolle zugeteilt bekommen habe, muss ich erst einmal das Drehbuch und die Rolle selbst genau analysieren. Dazu arbeite ich mich intensiv in den Kontext jeder einzelnen Zeile ein, und nehme mir Zeit um zu verstehen und mich einzufühlen, bis ich mich wirklich in die Rolle verliebt habe. Bevor ich also ins Studio gehe, habe ich [bereits] viel Zeit damit verbracht, um über meine Rolle zu grübeln und sie gründlich vorbereitet. Da kenne ich keine halben Sachen "

Liu Guangning ist ebenfalls eine ausgezeichnete Synchronsprecherin. Sie sieht ihren Job als eine Kunstform. Schließlich müssten die Übersetzungen der ausländischen Filme gleichzeitig dem Originaldialog treu bleiben und beim Ausdruck trotzdem dem ästhetischen Empfinden der Chinesen entsprechen. Zudem müssten die Sprecher ihre Stimme mit dem Geschehen auf der Leinwand in Harmonie bringen. Um all diese Ziele zu erreichen, bedürfe es bei der Synchronisation Team-Arbeit, erklärt Liu:

"Im Allgemeinen folgen [wir dabei] einem systematischen Verfahren. Am Anfang wird das Manuskript übersetzt und andere Vorbereitungen abgeschlossen. Danach müssen wir bei der Synchronisation mit den Leuten von der Technik zusammenarbeiten. Wenn die Zuschauer über synchronisierte Filme sprechen, fallen ihnen meist nur die Sprecher ein. Der Dank gebührt jedoch allen Beteiligten. "

Die 1980er Jahre waren das goldene Zeitalter des synchronisierten Films in China. Doch seit der Öffnung des Landes wenden sich immer größere Teile des chinesischen Publikums von synchronisierten Filmen ab.

Zwar werden diese in den Kinos immer noch angeboten, doch die meisten Zuschauer schauen die ausländischen Filme lieber in Originalsprache mit chinesischen Untertiteln

"Der Ausdruck von Stimmung und Gefühl sind in der Originalversion viel passender."

"Heutzutage ist Englisch im ganzen Land schon weitgehend verbreitet. In einigen Großstädten wie Beijing und Shanghai lernt jeder junge Mensch Englisch. Es gibt wahrscheinlich viele Leute, die ausländische Filme auch ohne Untertitel verstehen könnten"

Viele Insider machen sich Sorgen, dass diese besondere Form des Films eines Tages in China verschwinden wird. Aber Sun Yufeng, der in seiner Karriere mehr als 300 synchronisierte Filme produziert hat, bleibt optimistisch.

"Ich glaube nicht, dass synchronisierte Filme in unserem Land aussterben werden. Warum? Weil wir viele ländliche Gebiete und kleine Städte haben. Auch wenn einige Jugendliche in den Großstädten die Originalausgabe verstehen, können es viele [eben] noch nicht. Viele Menschen erfreuen sich noch an synchronisierten Filmen. Deshalb müssen wir die hohe Qualität unserer Synchronisation aufrechterhalten. Dafür suchen wir inzwischen nach jungen Talenten."

Bereits im Jahr 2011 hat das Shanghaier Studio für Filmsynchronisation das Weiyou-Institut ins Leben gerufen. Das Institut konzentriert sich ganz auf die fachliche Ausbildung von jungen Synchronisationssprechern und -sprecherinnen, um den chinesisch-synchronisierten Filmen neue Impulse zu geben. 

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